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Uns ist es gleichgültig woher der Wind weht, ob er weht oder aus welcher Richtung es bläst.

"Es ist uns es völlig egal". - Nein, eigentlich nicht!

Wir fahren in die Lemmer Bucht und wollten nicht gerade wieder nach Enkhuizen segeln. Wenn es machbar ist, würden wir gerne nach Amsterdam wollen. Heute am 13.09.2019 um 9 Uhr.

Es war machbar, nicht so mit Vollzeug, - "wie Bilderbuch segeln geht". - Mit unserer Fock und dem mitlaufenden Motor flutscht es ganz gut. "Klar, so richtig schön geht anders". Wir rauschten an Rotterdamse Hoek vorüber. Hier stehen die höchsten Wellen vom Ijsselmeer. Bis Lelystadt wurden wir ordendentlich durchgeschaukelt.

Mit uns war eine 31 Bavaria unterwegs. Ich schaute öfters herüber, ob deren Skipper das besser kann als wir. - Ne sagte Bärbel zu mir: „dessen Motor läuft auch mit und er hat eine große Genua“.

Er war also schneller als wir. Bis auf der Höhe von Urk war das Boot leicht vor uns. Dann scharf links ab, verschwand die Bavaria. 

Bis auf die Höhe von Urk begleiten uns auch viele Windkraftanlagen. Es werden immer mehr.

In naher Zukunft ist das IJsselmehr mit Lichtmaschinen, Stromgeneratoren oder wie diese Geräte noch genannt werden zugestellt.

Die Schäden die bei diesen Anlagen wirtschaftlich und in der Natur entstehen, werden noch die nächste Generation belasten. Energieerzeugung aus Wind ist ein Rückschritt ins Mittelalter. Welcher seriöse und modern denkende Unternehmer liefert sein Unternehmen den Risiken einer unkalkulierbaren Basis aus Klima, Wetter, Wind, Sonne und staatlich verordneter Vergütung aus? Die, die daran scheitern sind selbst schuld.

Ich mag sie nicht. Sie sind nun einmal da, wir können nichts daran ändern, werden auch nicht darüber diskutieren.


Viel wichtiger ist unser Anlegemanöver am Wachtsteiger für Sportboote vor den Haoutribsluizen.

Im Niederländischen: De Houtribsluizen is een Sluizencomplex op de vaarroute tussen Amsterdam en Lemmer bij Lelystad.

Du hast die Möglichkeit: wenn die „Verkehrslichter“ rot leuchten, zu kreisen, zu dümpeln oder unkontrolliert umher zu planschen. Wir legten am Wachtsteiger unser Boot an die Leine. Dort lag schon ein Motorboot auf Warteposition und wollte wie wir ins Markermeer versetzt werden. Festmachen geht bei uns meistens reibungslos. Bärbel und ich sind ein eingespieltes Team.

Die Tore der rechten Schleuse werden geöffnet und heraus schiebt sich ein Frachtschiff.  Dass, damit rechneten wir, an unserer Backbordseite vorbeifahren wird.  - Der Motorbootfahrer löste plötzlich aufgedreht hecktisch seine Festmacher und düste für uns unkontrolliert durchs Wasser. "Er hatte wahrscheinlich über Funk mitbekommen welche "Wuchtbrumme" sich auf uns zu bewegte".

Der Berufsschiffer blieb an seiner Backbordseite und wird genau dort festmachen wollen, wo wir gerade liegen. Ohne Warnsignale kam er langsam auf uns zu. Es war höchste Eisenbahn unsere Leinen zu lösen und abzurauschen. Bärbel rief: der macht uns Platt, so gefährlich nahe und direkt vor dem Bug eines Berufsschiffers waren wir noch nie.

Die Corina folgte also dem Motorboot in die nun geöffnete linke große Schleusenkammer. Beide Boote wurden zügig geschleust. Für die Corina musste natürlich die Brücke geöffnet werden. Der Verkehr oben auf Straße hatte vielleicht nur eine Minute Wartezeit. Brücke auf, Brücke zu. Da sind wir rücksichtsvolle Segler.

Wir waren im Markermeer und konnten nach wenigen Minuten in den recht schönen Bataviahaven festmachen.

Ist Lelystad noch ein IJsselmeerhaven? Genau hier trennt der Hautribdijk das Markermeer vom Ijsselmeer. Tatsächlich liegt der größte Teil dieser erst 1965 am Reißbrett geplanten Stadt am Ufer des Markermeeres. Vor den großen Schleusen und damit noch am Ufer des Ijsselmeeres liegen jedoch die ersten Yachthäfen. Hat man wie wir das Glück, liegen im Bataviahaven gleich mehrere große Zwei- oder Dreimaster.

Der Bataviahaven, unser Haven für Heute ist eine wirklich großzügige Anlage. Man legt dort an wo es einem gefällt, geht zum Havenmeister und meldet sich an. Wasser Strom, Duschen, WLAN und Toilettenanlage sind im Liegegeld inkludiert. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen. Wenn alles passt gibt es als Zugabe noch einen superschönen Sonnenuntergang.

Wer Lelystad besucht, wird wohl kaum an der Batavia und der Werft vorbeikommen.

Die Batavia war ein Segelschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Es lief 1629 auf seiner ersten Reise vor Australien auf ein Riff und sank. Unter den Überlebenden des Schiffbruches kam es zu Meuterei und Massakern.

    

Ein Nachbau des Schiffs wurde von 1985 bis 1995 auf der Bataviawerft in Lelystad gefertigt.


Nur wenige Gehminuten, in Sichtweite entfernt liegt Batavia Stad.

Batavia Stad ist ein Modeoutlet mit dutzenden Geschäften, die internationale Marken zu gewaltig reduzierten Preisen verkaufen.

Die Mädels werden sicher "Batavia Stad" den Vorzug geben.

Etwas weiter weg findet man das Aviodrome.

Ein herrliches Ausflugsziel für die ganze Familie, in dem Jung und Alt mehr über die Welt der Luftfahrt lernen. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich gibt es eine Vielzahl von Flugzeugen. Vom Drachen und Segelflieger über Helikopter und Militärflugzeuge bis zu Boeing 747.

Wir sparzierten heute gemütlich durch den kompletten Haven und haben das ein oder andere Prachtstück unter den Segelschiffen gesehen. Aufgefallen ist uns auch ein Tankponton mit Selbstzapfanlage. Hier werden wir am nächsten Morgen unseren Tank mit GTL auffüllen. Mit vollem Tank sind wir immer auf der sicheren Seite.

        

Amsterdam wir kommen. Ebbe und Flut waren ganz weit weg. Wir nahmen uns alle Zeit der Welt und frühstückten ausgiebig. Beim anschließenden Tankvorgang berücksichteten wir den Wind und die Corina legte sich fast von allein in die knapp bemessene Lücke zwischen zwei Booten. Ablegen gegen 10 Uhr steht im Logbuch.


Draußen auf dem Markermeer folgte eine Überraschung die wir nicht auf dem Schirm hatten. Zwangläufig erst einmal Kurs Hoorn. Die Berufsschiffer machten es uns vor. Die Küstenbereiche bis weit hinter Almere waren gesperrt. Hier wühlten riesige saugende Sandbagger das Markermeer auf die benötigte Tiefe. Es war kein kleiner Umweg für uns.

Von Amsterdam war erst einmal gar nichts zu sehen. Immer den Berufsschiffern nach. Irgendwann war Hoek avant IJ, der Leuchtturm auf unserer Steuerbordseite zu sehen und es ging jetzt auf der Buiten IJ immer den Tonnen nach.

  

Hier, wie auch auf den uns bekannten Prinses Margriet Kanal im Groote Brekken war für die Sportschifffahrt auf jeder Seite der Fahrbereich mit grünen Tonnen ausgewiesen. Bei dem starken Verkehr ist das sicherlich hilfsreich, wenn sich alle daranhalten würden. Rücksichtslos brettern aber die „Großkotzigen“ Motorbootfahrer umher.

So war für uns viel Schaukelei angesagt, zumindest bis zu den Oranjesluizen. Kurioserweise geht es danach mehr gemächlich zu. Die Boote der Waterpolitie sind die Unsichtbaren Begleiter. Die Brücke und die Schleuse öffnen abgestimmt alle 20 Minuten. Für Sportboote wird nur die nördlichste der Schleusen genutzt.

Es waren nur noch knapp 4 Kilometer und der Sixhaven war gegen 16 Uhr erreicht. Am 2. September 2011, also vor 8 Jahren waren wir mit der Stella schon einmal hier. Es hat sich vieles verändert und ist schöner geworden. Ein neues Waschhaus fällt sofort ins Auge. Nur der alte Steuerstand, das Havenkantoor ist das Ursprüngliche geblieben. Um es vorwegzunehmen: „für 3 Tage berechnete man uns 53 Euro all inclusive“. Wie lange wir bleiben wollten, sollte vom Wetter abhängen, so war es von uns gedacht.

 

Es war nicht gerade überwältigend aber wir konnten mit dem zu dieser Jahreszeit weniger werdenden Sonnenstunden recht gut umgehen. Amsterdam ansehen stand auf unserem Stundenplan. Man sollte schon wissen, wohin es geht. Planlos, im Nachhinein betrachtet, irrten wir durch die Weltstadt und verglichen sie schmunzelnd mit der Dortmunder Fußgängerzone.

Das "Madame Tussauds Amsterdam", ist mehr als nur ein Wachsfigurenkabinett. Dank toller Kulissen, aufwendigen Kostümen, Musik und modernster Technik fühlst man sich selbst wie ein Star, wenn man neben seinen Idolen steht.

Idole haben wir nicht mehr in unserem Alter. Die Idole bei Madame kosten oder plündern unsere Bordkasse. Das heißt aber nicht, das wir irgendwann doch noch einmal durch diese Türchen gehen werden.

In Amsterdam gibt es unendlich viel zu sehen und irgendwie müssen wir per pedes: soweit die Füße tragen, im Pulk mitdriften. Warum sollen wir uns das antun: sagte Bärbel. Ich selber schleppe 97 Kilo mit mir herum. Ein Salonboot würde das locker wegstecken ohne mit dem Wasserpass tiefer zu liegen.

Also buchten wir eine Grachtenfahrt. Es gibt in Amsterdam über 20 Museen, vom Anne-Frank-Haus bis zum Hausbootmuseum. -  Konzertsäle und Theater. - Es gibt das Rotlichtviertel, -  die Magere Brug, - Schreierstoren, Montelbaanstoren und den Paleis op te Dam.



Um von all denen nur etwas sehen zu können war unser Grachtenkahn Beispiellos. Er war viel günstiger als eine von uns angefragte Sightseeing-Tour per Rikscha. Für ca. 135 Euro wollte so ein Spargeltarzan mit uns durch die Grachten düsen.


2 Stunden lang kurvte unser Grachten-Skipper, “einer mit 3 Balken oben in der Schulterklappe“, uns über und durch die Grachten. Ununterbrochen liefen alle Informationen zu den Sehenswürdigkeiten 3 sprachig vom Band. Wir waren zufrieden. 

Der von unserem Haven gut einzusehende A’DAM-Turm mit Europas höchster Tower Schaukel machte uns neugierig. Wir werden am nächsten Morgen da hinauffahren und uns die Geschichte aus der Nähe ansehen. Draufgänger schaukeln hier in einer Höhe von 100 Metern über dem Rand des A’DAM-Turms mit Amsterdam unter ihren Füßen. Genießen dabei den unvergleichlichen Blick auf die Stadt, während das Adrenalin durch Ihre Adern fließt.

Der nächste morgen war nass und kühl. Da Oben bewegte sich nichts. Hat sich ausgeschaukelt. Unser Wetterbericht sagte für die nächsten Tage durchwachsenes Wetter an.

Dann wird Amsterdam für uns Reizlos.- Also nahmen wir Abschied. Bei dem durchwachsenen Nordost wurde zum wiederholtem Male, „die Runde Nordholland“ ad acta gelegt“.

Macht ja nix, wir tendierten sowieso dazu noch einmal über die Randmeere zu fahren. Am 16.09.2019 tuckerte unsere Corina an dem mächtigen Kreuzfahrer-Schiff MS ARTANIA vorbei. Diese und die einen Tag zuvor hier am Passenger Terminal Amsterdam liegende MS NEUWE STATENDAM sind riesige Passagierkutschen die nicht unbedingt unseren Geschmack treffen. Wir mögen es etwas kleiner.


Die Oranjesluizen und die Schellingwoude Brug passierten wir recht zügig. Die Sandbagger zwangen uns auch hier zu einem Umweg. Bis zur Hollandse Brug war es noch relativ weit. Dieses Große Bauwerk besteht aus mehreren Brücken die neben einander liegen. Da öffnet sich für den Segler kein Bauteil. Ebenso ist die 12 Kilometer entfernte Stichtse Brug, eine feste Brücke. Mit extremer Mast Höhe ist hier kein durchkommen.  Unser Boot hatte bei den angegebenen Brückenhöhen von über 12 Meter keine Probleme. An Almere, unseren Liegeplatz vom Letzten Jahr, zogen wir einfach vorbei.

Auf der Höhe von Nijkerk, bei der Zeil- en Motorbootvereniging de Zuidwal war unsere heutige Etappe zu ende. Es ist einfach schön dort. Kleiner Sparziergang und anschließendes Seele baumeln lassen war angesagt. Uns fällt auf: es ist zwar kein Wochenende, doch ist für diese Jahreszeit, sehr wenig Betrieb in den Häfen. Man spürt das die Saison langsam zu Ende geht.

Wir zogen an Harderwijk vorbei, ließen Elburg links liegen und wollten im Kettelhaven festmachen. Evtl dann am nächsten Tag übers Kettelmeer nach Urk und von dort nach Lemmer segeln. Bei der noch vorherrschenden, durchwachsenen Nordost Wetterlage mit überwiegend vierer Wind im Gepäck blieb, dass unser Wunschdenken.

Elburg lag schon eine Weile achtern. Vor uns auf der Höhe von Dronten und Kampen ist eine extrem schmale Engstelle zu meistern. Auf Zwanzig Meter Durchfahrtbreite verengt sich hier das Drontermeer. Eine neue Schleuse wird gebaut. Kein Problem für uns, das war es ja im vergangenem Jahr auch nicht. Ausreichende Hinweise und eine Regelung per Verkehrslicht waren vorhanden. Die Ampel signalisierte uns grün. Das uns entgegen - kommende Berufsschiff konnten wir nicht sehen. Erst im letzten Moment, nachdem der Frachter mehrmals laut sein Signalhorn ertönen ließ, wendete ich die Corina und saß mit einem Rumps fest. Genau vor einer dieser Begrenzungstonnen im Baustellenbereich. 14 Uhr sagt unser Logbuch.

Der „Große“ versuchte uns zu helfen, lag mit seinem Achterschiff fast neben uns. Mehrmaliges zuwerfen seiner Leine schlug fehl. Vielleicht war es gut so, er hätte uns mit Sicherheit auseinandergerissen. Sein aufdrehendes Schraubenwasser drückte uns  noch fester in dieser Unterwasseraufschüttung. Ich versuchte natürlich mit erhöhter Motordrehzahl die Corina frei zu bekommen. Der Große grüßte zum Abschied und zog weiter, seine Ampel hatte auch grünes Licht, ließ er durchblicken.

Ein Plattbodenschiffer mit acht oder neun Leuten an Bord zog mit staunendem Blick vorbei. Die anschließende Holländische Motoryacht drehte sofort bei um uns zu helfen. Die Frau des Skippers übernahm und belegte unsere Leine. Gemeinsam mit unserem, auf 4000 Touren laufenden Motor schafften wir es, die Corina wieder ins Fahrwasser zu ziehen. Wir waren Happy und bedankten uns Überschwänglich. „Die Obligatorische Flasche Wein haben die Beiden erst zwei Tage später erhalten“.

Natürlich hat unser Nanni gelitten. In der Aufregung haben wir seine Überhitzung nicht bemerkt. Das oben von der Baustelle für uns Hilfe angefordert wurde haben wir schon wenig später erfahren dürfen. Irgendwie zufrieden dampften wir unserem Ziel entgegen. Es ist ja noch mal gut gegangen. "Dachten wir". - Nach nur wenigen Metern kochte unser Motor über. Dicke Qualm Wolken aufsteigend aus dem Motorraum vernebelten uns die Sicht. Motor abstellen, Anker setzen mitten im Fahrwasser. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Mit Hilfe der Segel wäre erst einmal gar nichts gegangen. Weil wir an nichts Böses dachten, hatten wir unsere Klappräder am Mast lehnend angebunden.

Ich gehe nach unten und sehe einmal nach, sagte ich zur Bärbel. Ein Wasserschlauch war gerissen und unser Zweikreiskühlsystem funktionierte nicht mehr. Komm mal hoch, da kommt Blaulicht auf uns zu, wahrscheinlich die Wasserpolizei rief Bärbel. Sie war fix und alle, genauso wie ich, ganz schön mitgenommen von der Situation.

         

Es war ein Boot der KNRM Station Elburg, mit sechs Leuten besetzt. Ja sie haben sich schon gedacht das wir Hilfe benötigen würden. Die Leute von der Schleusenbaustelle hätten sie gerufen. Was passiert jetzt eigentlich:

Ehe wir uns versahen war die Corina mit dem Rettungsboot vertäut. Mit zitternden Händen holte ich den Anker auf. Wir haben einen Motorspezialisten dabei, darf er mal nachschauen übersetzte einer dieser Retter. Das muss nur abkühlen, dann können sie weiterfahren. Wir bringen sie in den nächsten Haven. Der ist aber nicht besetzt, deren Leute kommen erst Freitag, dann können sie helfen, wurde uns vermittelt. Ich muss im Nachhinein sagen: die haben uns fast auf Händen getragen. Natürlich uns auch nahegelegt Mittglied zu werden oder zu spenden. Sie haben uns das Gefühl gegeben, wenn man sie braucht: sind sie wenig später da, egal wo man in Holland ein Notfall wird.


Da lagen wir nun in diesen unbesetzten Jachthaven Roggebotsluis. Bärbel telefonierte mit dem Havenmeister. Sie kommen erst am Freitag. Uns berechnet man 10 Euro, die wir im Briefkasten vom Havenkantoor deponieren sollen. Toiletten und Warmwasser wäre offen.

Der Nanni, unser Diesel benötigte neue Kühlwasserschläuche. Mit Bordmitteln war dem nicht beizukommen. Das dürfte kein Problem werden, die Läden haben alle geöffnet sagte ich zu Bärbel.

Ich nehme ein Rad und fahre nach Kampen. Naja, ich war ja ein halber Indianer, dachte ich wenig später. Da stehst du in einer Moorlandschaft auf einem halbwegs intakten Fahrweg und plötzlich ist alles zu Ende. Ein Zweimeter hoher Zaun mit großem Stahltor versperrte das Weiterkommen. Rechts oder links, irgendwie durchzudringen war nicht möglich.  Auf der gegenüber liegenden Seite arbeitete ein Baggerfahrer. "Der hilft sicherlich": - mijn heer kun je me helpen? Nuschelte ich. "Die Baggerfahrer die ich kannte, hätten alle geholfen. Löffel über das Tor, Rad und Kalle rein und rüber".

Dieser zuckte nur mit den Schultern. Sah mir aber zu, wie unser Klapprad über das Tor gehoben wurde und auf der Rückseite ganz langsam durch die Gitterstäbe geführt wieder abgesetzt wurde. Danach wuchtete ich meine Füße in dem Maschendrahtzaun neben dem Tor und schaffte es ohne hängenzubleiben auf die andere Seite. "Die holländischen Baggerfahrer haben seit dem bei mir verschissen"!

Bis zum ersten Autohaus mir Werkstatt waren noch 5 Kilometer zu strampeln. VW, so war das Autohaus bezeichnet. Der halben Belegschaft durfte ich erklären, dass ich einfach nur ein 1,5 Zoll Kühlwasserschlauch benötige. Haben wir nicht, Ersatzteile und Reparaturteile bekommen wir immer geliefert von: ???„fahren sie da mal hin“. „Da“ haben sie es ja versucht. Ich will kein Bagger reparieren, nur mein Segelboot, machte ich deutlich. Ein zufällig anwesender Kunde hörte meine Probleme mit und gab mir den Tipp: „fahren sie nach Post“. Dor gibt es alles was sie benötigen. Den Weg dorthin hat er mir genau beschrieben. Sicher zweifelte ich, „POST“ naja ich fahre einfach, Bärbel wird schon erahnen, dass es etwas länger dauert.

Post hatte wirklich alles. Einen Meter original Kühlwasserschlauch, passende Klemmen dazu mit Kleingedöns, alles was ich auf meiner Baustelle im Hafen von Roggebotsluis brauchte.

Dann stand ich wieder vor dem verschlossenen Tor. Hier erst sah ich, das eine Gegensprechanlage installiert war. Von der Innenseite hätte ich die niemals sehen oder betätigen können. - Aber der Baggerfahrer! Es dauerte nicht lange, da drückte der Havenmeister irgendwo in der Ferne aufs Knöpfchen und wie von Geisterhand öffnete sich das Tor. Bärbel, morgen geht’s weiter sagte ich zu ihr, nachdem ich zurück gekehrt war und die Ersatzteile präsentierte. Anschließend ein Küsschen, einen Genever, ein Grolsch. Ich war den restlichen Tag am Motor beschäftigt. Meine Arme waren fast immer zur benötigten Reichweite um die berühmten 10 cm zu kurz.

Der Motor läuft, alles trocken meldete ich noch am selben Abend.  


Morgen also die Roggebotsluis. Schon um 10 Uhr standen wir am 18.09.2019 vor der Schleuse. Die war natürlich schon belegt von einem Berufsschiffer.

Mit uns war noch ein Plattbodenschiff unterwegs. In den meisten Schleusen ist der Versatz nur wenige Zentimeter stark. Es waren noch 38 Kilometer bis Zwartsluis. Alternativ hätten wir nach Urk gehen können. Bei dem strammen Nordost Wind bevorzugten wir die Tour über Zwartsluis. Dort wollen wir die Nacht über bleiben. Im Kettelmeer wurde unser Beschluss Binnen zu bleiben gefestigt.

Der Wind hatte etwas zugelegt und gegen an bolzen wollten wir nicht. Argwöhnisch beobachteten wir weiterhin unseren Motor. In Lemmer werde ich alle Schläuche erneuern gelobte ich mehrmals.

Im Zwarte Meer wölbte der Wind wieder unsere Segel. Mit relativ guter Fahrt näherten wir uns dem Ort der uns schon im vergangenem Jahr so gut gefallen hat. Genau am selben Steg machten wir unser Boot um 16 Uhr 30 fest. Bis zum Café De Blizzard waren es nur wenige Meter.  18.09.2019

Bärbel und ich waren die einzigen Gäste. In dieser Kaschemme flüsterte ich leise, werden wir die üblichen kulinarischen Spezialitäten einfach und deftig bekommen. Der Havenmeister hatte aber darauf hingewiesen: "da könnt ihr nichts falsch machen". Haben wir auch nicht. So lecker und reichhaltig ohne überladene Teller, haben wir in Lemmer noch nie gegessen. Dieser Blizzard wir bei uns in Erinnerung bleiben.

Wir genossen, gerade wieder an Bord zurückgekommen, sozusagen unseren Nachtisch, Grolsch und einen Genever. Da spricht uns ein älterer Herr an und fragt ob wir alles gut überstanden hätten und ob das Boot keinen Schaden erlitten hätte.

"Woher weiß er, welches Dilemma wir unterwegs hatten". Urplötzlich wussten wir: - Hier steht unser Retter, der Skipper von der Motoryacht. Wir hatten ja nur seine Frau flüchtig kennengelernt. Er stand für uns nicht sichtbar am Steuerstand. Das war natürlich ein großes Hallo. Eine Einladung an Bord zu kommen schlug er aus. Weil sie uns gesehen, hier aber nie mit uns gerechnet hätten, war sein Wunsch einmal nachzuschauen, doch groß.

Die Motoryacht lag gegenüber und hatte an der Straßenseite festgemacht, sie wollten noch 2 Tage bleiben. Jetzt konnten wir auch die obligatorische Flasche Wein, eingebunden mit nachhaltigen Händedrücken und vielen Wünschen übergeben.

Die Beiden winkten begeistert, als die Corina am kommenden morgen ablegte. Tausend gute Wünsche sollten uns begleiten. Diese konnten wir auch gebrauchen. Noch vierzehn Mal mussten für unsere Fahrt bis ins Tjeukenmeer die Brücken geöffnet werden. Zwei Schleusen waren auch noch zu meistern. Teilweise wirkt die Landschaft etwas eintönig, bleibt aber immer interessant. Für Motorboote mit erhöhtem Steuerstand ist diese Tour geradezu ein Muss.

Um 18 Uhr 15 am 19.09.2019 lag unsere Corina wieder in ihrer Box. Wir sind um eine Erfahrung reicher. Eine? Nein, ‘ne ganze Menge.

Hier ein Link: Aida Aluna, Ankunft in A Dam. Man sieht den Sixhaven von oben.

https://www.youtube.com/watch?v=nkrCmqadxsQ

und Aviodrome Lelystad.

https://www.flugrevue.de/klassiker/flugzeuge-statt-tulpen-aviodrome-in-lelystad/

 

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