Texel mit der Corina Es war Sommer. Dieser, unser Sommer war anders als alle anderen zuvor.
Wir haben uns mit der Frage beschäftigt: wie wohl dieser Sommer, jetzt
im Jahr 2018 nach
den viel zu warmen Monaten April und Mai werden wird. Wenn hier nun der Eindruck entstehen sollte, das die Crew der Corina, also Bärbel und Kalle, richtige Schluckspechte sind, werden wir hier dagegenhalten: es ist Durst, es ist warm und wir sollen trinken. Wenn sich da mal ein Döschen Grolsch als Notfallbier mit aufs Foto gesellt, heißt dass nur: wir haben vorgesorgt für Notfälle. Natürlich gibt es an warmen Tagen den ein oder anderen Notfall. Den ganzen Tag mit Läusen im Bauch ist ein Übrlebenskampf, ist also ein Notfall.
Oder, ein Anlegebier bspw. Das ist ein Döschen mit 0,33 Liter Gerstensaft, der verschiedenen Brauhäuser. Für uns hier in Holland, meistens ein kleines Aldi-Bier, ist ein MUSS, ein Pflichtbier sozusagen. Ein
Sixpack, davon haben wir mehrere an Bord, sind also sechs Dosen für 2
Euro fünfzig. Es
wird aber auch bevorzugt zum Grolsch gegriffen. Natürlich fast doppelt
so teuer. Auf vielen Fotos sind diese Dosen nicht mehr zu sehen. Der Gerstensaft wird auch kultiviert aus Gläsern getrunken. Deshalb ist es schwer zu erkennen ob der Gerstensaft
Alkoholfrei ist oder ob sich Bernstein farbiger Tee in den Gläsern
befindet. – „Blödsinn“, natürlich trinken wir ganz gerne mal ein Bier
oder auch zwei.
Regen ist in diesem Sommer 2018 ein Fremdwort. Wir sind braungebrannt, bestens gelaunt, gammeln und tun dass was für uns gut ist. Wir beschäftigen uns. - Ich sag’s mal so: wir machen nix. Nix mehr? „Doch, wir fahren Morgen nach Texel“. Wir arbeiten also. Der oft gehörte Spruch einiger Stegsegler: "Hier ist es doch auch schön",-Texel hat auch nur einen Haven, da kann ich gleich hier bleiben", - dieser Spruch geht uns am A.... vorbei. Wir machen es, - der Skipper ist 76. Seine Vorschoterin wird 70 Lenze. Sie wird scherzweise auch Fockaffe genannt, weil sie sich meist schnell im Boot bewegen muss, um das Gleichgewicht zu halten oder die Segel zu bedienen. In unseren Fall eben mal fotografieren, Kaffee zu kochen und jeden Fehler vom Skipper mit ausbaden.
Auf nach Texel am 16. Juli. Es ist ein weiter Weg nach Den Oever, den wir heute machen wollen. Um 7:40 lösten wir die Leinen. Gegen 8 Uhr standen wir vor der Pinces Margriet Schleuse und um 8:30 lief die Corina unter Vollzeug auf Kurs Enkhuizen, so um die 240 Grad. Alles bestens. Der Wind spielt noch mit. - Auf der Höhe von Enkhuizen machte unser Boot leider nur noch 2 Knoten fahrt. Wind geht anders. Nun aber Endgültig: - „sagte Bärbel", wir lassen den Motor mitlaufen. Dass funktionierte Ausgezeichnet. Die berüchtigte
IJsselmeerfliege, gerade hier oben oftmals brutal, in Überfallartiger
Weise auftretend, haben wir zum Glück nicht gesehen. „Oder diese Tierchen
sahen uns nicht“. Toi, toi, toi. Mit 5 Knoten ging es auf Den Oever zu. Genau um 13:40 standen wir im Salzwasser und legten die Corina im Buitenhaven von Den Oever an die Leine. In der großen Schleuse vorher, lief alles wie am Schnürchen. Es waren nur wenige Boote unterwegs. Unsere Zwangspause: „warten auf den richtigen Wasserstand bis 17 Uhr, überbrückten wir wieder mit nichts tun“. Bärbel wollte den
Hafenmeister kennenlernen und machte sich auf den etwas beschwerlichen
Weg zu den hoch gelegenen Anlagen. Hatte dafür aber einen super schönen
Ausblick von der gesamten Schleusenanlage. Um 17 Uhr - 1,5 Stunden vor Niedrigwasser lösten wir die Festmacher bei immer noch schlappen Wind. Unser Motor wird uns in den nächsten 2 Stunden durchs Wattenmeer schieben müssen. Wir müssen schon wachsam sein um im Fahrwasser zu bleiben. Besonders hier im Visjagersgaatje ist erhöhte Aufmerksamkeit angebracht.
Es geht mit ablaufendem Wasser bis Gat van de Stier, um dann
bei der Tonne GvS4 mit Stillwasser oder schon auflaufenden Strom den
Kurs nach Texel zu nehmen.
In der Sprache unserer
Gastgeber liest es sich so:
Zo vaart u vanaf het IJsselmeer naar Waddenhaven Texel.
Vanuit Den Oever - door Gat van de Stier.
Beste vertrektijd is 1,5 uur voor Laag Water Den Oever. Er is dan nog
profijt van de ebstroom tot de Texelstroom en daarna het begin van de
vloed verder naar Oudeschild. Vaartijd 2,0 tot 2,5 uur.
Schon um 19 Uhr hatten wir die
Corina wieder angeleint, - „festgemacht im Hafen von Oudeschild“. Die
Mira vom Segelkollege Horst Regler lag schräg gegenüber.
Hier, genau hier findet die Anfangs angesprochene Bedeutung des
Anlegebier bzw. der Anlegeschluck seine Berechtigung. Wenn dann noch
Kumpel Horst auf der Bildfläche erscheint, können es auch mal zwei oder
drei werden. „Wir sind nach dem Anlegen und festmachen ja zu hier Hause“. Unsere Castroper Nachbarn verbrachten einen gemütlichen Nachmittag, - „Wahrscheinlich mit nichts tun“ am Stand von Oudeschild unweit vom Jachthaven Texel.
Morgen soll im
gesamten Strandbereich eine Art „Oudeschild kocht über“, stattfinden.
Diese Erkenntnis brachte ein abendlicher Spaziergang zum Stand. Es wurde
schon fleißig gebaut und geschraubt für die kommende Veranstaltung. Unsere Planung, nach De Koog mit dem Texelhopper am folgenden Tag bescherte uns eine Rundreise über die gesamte Insel. Bärbel und ich wollten doch nur nach De Koog und anschließend etwas Strandluft schnuppern.
Der Texelhopper ist ein System bestehend aus festen Buslinien, kombiniert mit dem Einsatz von Kleinbussen, die von früh morgens bis abends spät auf der gesamten Insel verkehren und Fahrgäste von A nach B bringen. Der Texelhopper bringt sie hin, so der Slogan im Prospekt. Wenn man allein reist mag das auch zutreffen. In unserem Fall war es wie gesagt eine Rundreise über die Insel. Die Zielorte der Fahrgäste wurden wunschgemäß angefahren. Einer nach dem anderen.
Eine Einzelfahrt mit dem Texelhopper kostet, unabhängig von der
Fahrtstrecke immer 3 Euro. Er muss zudem immer eine Stunde vor
Fahrtbeginn reserviert werden.
Fahrkarten gibt es an
mehr als 120 Verkaufsstellen.
Nun besorg mal die Fahrkarten: Das lässt sich Bärbel nicht nehmen.
Wer mit einem Kleinbus reist, muss
sicherstellen, dass er oder sie eine OV-chipkaart mit ausreichendem
Saldo oder ein Abonnement besitzt oder bereits anderswo ein Ticket
erworben hat. Ist schon Klar, eine der Verkaufsstellen ist unser Hafenmeister. Der kassiert und du stehst im Regen. Auf der Karte „das lose Ticket“ steht eine lange Telefonnummer anschließend ein Code. Also erst Anrufen. Den Namen wollen sie wissen, die Anzahl der Personen und wohin soll es denn gehen.
Anschließend gibst du den Ellenlangen Code durch und die Haltestellen Nummer. Bei vier Fahrgästen, sind also viermal, vier verschiedene Code durchzugeben.
Nur ein Versprecher und du telefonierst
noch eine halbe Stunde zusätzlich. Ein leicht zu übersehender eckiger
Pfosten mit einem kleinen Schildchen ist die Haltestelle. In dreißig
Minuten wird er einlaufen und uns einladen. „Der Texelhopper“.
Auf Texel gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Heute waren es die Eisdielen bzw. Eiscafés in De Koog. Bei den Temperaturen mussten wir zweimal zuschlagen. Zweimal die Note 1. Auch die Pfannkuchen am Strandpaviljoen Paal 20 waren super für den kleinen Hunger. „Hier steht auf jeden Meter eine Kaffeebude oder ein Fresslokal sagten Stefanie und Daniel die wir einen Monat später hier in De Koog auf dem Campingplatz besuchten".
"Weit und breit keine ursprüngliche Natur, alles
voller Touristen. Sie wollen sich für den nächsten Urlaub eine andere
Insel suchen“. Das sehen wir in unserem Alter nicht mehr so eng. Unsere Einsamkeit finden wir beim Segeln, wenn es denn sein muss, stundenlang.
Es gibt auch viele einsame, richtig schnuckelige
Liegeplätze die man leider (oder Gott sei Dank) nur mit dem Boot
erreichen kann.
Also etwas Trubel, dann aber wieder zur Gemütlichkeit zurück auf die
Corina. Seele baumeln lassen mit dem Döschen Gerstensaft und dessen
klenen Kumpel aus dem Hause Bokma - „die beiden Lustigmacher“.
Der Andrang und Zustrom von unendlich vielen Menschen erinnerte uns an
das Fest im Strandbereich von Oudeschild. Also nix wie hin, ma‘ guck‘n.
Es waren ja nur wenige Meter. Also auf mit Ilse und Horst zu diesen
Tempeln der Gaumenfreude. Natürlich haben unsere Mädels mal wieder -
„ein klein wenig“- bei den kulinarischen Highlights zugelangt. Für den kommenden Tag stand eine Rundreise an. Einmal Rund Texel auf gemieteten E-Bikes. Wir hatten Horst von unserer letzten Fahrradtour erzählt. Er war begeistert mit zu fahren. Gegen neun Uhr am folgenden Tag standen uns die Räder zur Verfügung. Aufgeladen mit Strom bis in die letzte Zelle.
Ilse nutzte den
Tag um auszuspannen und blieb auf der Mira.
130 km deckt ein ausgezeichnetes Fahrradwegenetz ab. Von Dorf zu Dorf, durch die vielen Naturgebiete, Felder, Dünen, Wälder, auf wunderschönen, flachen Wegen, erreicht der Fahrradfahrer bequem jeden Punkt der Insel.
Die höchste Erhebung, der „Hoge Berg“ ist gerade mal 15 Meter hoch. Wir waren Begeistert, es passte alles auf dieser Radtour und unzählige Male wurde angehalten um zu fotografieren. Texel trumpft mit einer sehr abwechslungsreichen Landschaft auf. Das Watt an der Ostseite der Insel, unterhalb robuster Deiche gelegen, offenbart bei Ebbe eine einzigartige Natur. Zweimal am Tag wechselt der Wasserstand. Die Flut trägt Schlick und Plankton aus der Nordsee ein.
Bei Ebbe suchen die
Vögel, Krabben und andere Watt-Tiere im Sand ihre Nahrung. Fische sind
Speisung für den im Wattenmeer lebenden Seehund. Fast die ganze Insel
ist ein Nationalpark mit einzigartiger Fauna und Flora. Der Leuchtturm ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Horst hätte am liebsten diesen roten Riesen erobert.
Nach einer Treppe von 118 Stiegen hätte er auf der Galerie in 45 Meter
Höhe über dem Meeresspiegel einen traumhaften Panoramablick über Nordsee
und Wattenmeer, sowie den nördlichen Teil der Insel und die Nachbarinsel
Vlieland gehabt.
Schafe gehören untrennbar zum Landschaftsbild von Texel. Man kann sagen,
sie sind ein Symbol der Insel. Die Tiere haben ein sehr dickes,
schützendes Fell und bleiben daher auch bei kaltem Wetter draußen.
In Oudeschild ist eine restaurierte Windmühle zu bestaunen und ein
weiteres Meeres- und Strandgutmuseum, das „Maritiem en Juttersmuseum“,
das als Besonderheit das größte Schiffsmodell der Welt zeigt. Südlich erstreckt sich ein weites Waldgebiet (ca. 450 ha), eine lange Wattseite mit kleinen Stränden liegt gegenüber dem Festland. Landwirtschaftliche Flächen wechseln sich mit Blumenfeldern und Salzwiesen ab.
Eine prachtvolle Heide, hohe Dünen (die höchsten
erreichen 25 Meter), der breite, lange, beeindruckende Sandstrand und
die Polder erzeugen das typische Nordsee-Insel-Feeling, das süchtig
macht. Die Insel bezaubert in jeder Jahreszeit.
»...dahinten liegt Vlieland, Irland oder England mindestens... « Uns hat sie wieder einmal bezaubert in diesem super Sommer. Zum Tages Abschluss bevor die Räder wieder abgegeben werden mussten ging es in den Selbstpflückgarten (Zelfpluktuin) unweit von Oudeschild.
Naschen auf der
ganzen Bandbreite der uns bekannten Früchte war angesagt. Der nächste Tag war ausgefüllt als Shoppingtour nach Den Burg. Für uns männliche Begleitpersonen, etwas übertrieben gesagt, “ Horror pur“. Segler sind nun einmal keine Guido Maria Kretschmers. Aber wir haben durchgehalten oder uns bestechen lassen, „mit ‚ner gebrauten Schorle von Grolsch“ . Na klar, wir haben auch bei Veronika gegessen, mal hier und dort hingeschaut und geschnüffelt, uns aber meistens die Sonne auf dem Pelz brennen lassen. Als Abreisetag wurde der 22 Juli, also der nächste Tag gegen 11 Uhr beschlossen. Wir mit der Corina werden über Kornwerderzand nach Harlingen gehen. Horst wollte ebenfalls einmal Harlingen anlaufen. Hat sich aber kurz vor der Abreise entschlossen über Kornwerderzand ins Ijsselmeer zu gehen.
. Es war kein richtiges segeln. Sicher das Tuch stand, wurde aber wieder eingeholt. Unser Motor musste wieder einspringen. Der Texel-strom half mit. Dieser läuft hier bis zu gut 4 Knoten. Wenn man 5 Knoten durchs Wasser fährt, bedeutet das nur noch 1 Knoten über Grund. Es lohnt sich also durchaus, die Stromrichtung zu berücksichtigen.
Unser GPS zeigt dann auch schon mal 7 oder 8 Koten an.
Auf der riesigen Fläche des Wattenmeeres zu reisen ist einfach
Großartig. Bei Kornwerderzand trennten wir uns. Die Corina nahm Kurs auf
Harlingen. Die Mira geht durch die Schleuse ins Ijsselmeer.
Harlingen - pittoreske Altstadt mit ihren historischen Gebäuden und maritimem Flair mit urgemütlichen Hafenkneipen mit Pilsje und Genever, die Liebe zu Harlingen war geboren, als wir hier das erste Mal Salzwasser auf unseren Lippen schmeckten.
Harlingen – „der lebendige Fährhafen“ zu den
Nordseeinseln Vlieland und Terschelling. Um 16 Uhr 15 machten wir in den nun doch sehr vollen Hafen der Wassersportfreunde Harlingen fest. Die Box 64 war für die nächsten zwei Tage unsere Hausnummer.
Am Meldesteiger sah es fast schon danach aus, keinen Platz zugewiesen zu bekommen. Nun lagen wir aber in unseren Wohlfühlbereich. Wenige Schritte nur bis zum Waschhaus und einige Meter mehr bis in den Stadtkern von Harlingen. Wir mögen diese schöne Hafenstadt. Heute besonders. Die Fußgängerzone mit ihren alten Häusern und Schatten spendenden Baumbestand versprach Abkühlung. Durch die Lage am Wattenmeer ist die Hafenstadt im Nordwesten der Provinz Friesland dem zwölfstündigen Rhythmus der Gezeiten ausgesetzt.
Der Pegelunterschied von minimal 2,20 m ist im Hafen im Zentrum der
Stadt gut zu sehen. Darüber hinaus sorgen auch die Fähren zu den Inseln
Vlieland und Terschelling sowie die Rundfahrtboote regelmäßig für
Bewegung.
Unser Dauersommer sollte uns noch viele Tage erfreuen. Aber: Am 24. Juli wollten wir abreisen. Wieder über Kornwerderzand. „Stavoren ruft sagte Bärbel“. Also sagten wir am 24. Juli um 8:15: adieu Harlingen! Wir mussten wieder zweimal schleusen um ins IJsselmeer zu gelangen.
Die
Tsjerk
Hiddessluizen
in Harlingen und dann die in
ca. 8 Seemeilen entfernte
Schleuse Kornwerderzand.
Bärbel half mir wieder aus der Patsche.
Mein „Gutster“ trägt Hörgeräte, er bekommt leider nicht alles
mit! Wir haben dann noch viel
miteinander gelacht und geplaudert.
Mit unserem Trolli ging es noch einmal zu Einkauf. Etwas Bier musste
nachgebunkert werden. Zum Abschluss war Schleusenkino angesagt.
Das war uns natürlich egal. Wichtig für uns ist es überhaupt zu reisen.
Lass uns heute nach Lemmer fahren sinnierten wir beide beim
Frühstück morgens am 25 Juli. Dann tanken wir hier, an dem nur wenigen Meter entfernten
Tankstelle noch einmal voll. Der Diesel GTL ist hier 8 Cent
günstiger zu haben als in Lemmer. Natürlich dachen einige Skipper genauso wie wir: Volltanken. Kleiner Stau wie zu Hause an unseren Tankstellen. Mit dem Unterschied, das vorbeifahrende Boote rücksichtslos Wellenschlag verursachten und unsere Corina auf ihrer Warteposition immer in Bewegung hielten.
Wir waren verwundert das unser
Diesel verbrauch so gering war. Mit Wenigen Litern war unser Tank wieder
aufgefüllt. Übers Fluessener Meer segelten wir dann aber doch noch
Heimwärts. Vier Stunden später lag die Corina wieder in ihrer
heimatlichen Box. Bärbel begnügte sich mit einem Alkoholfreien Erdinger in dem entsprechenden Glas.Die Sonne brannte immer noch
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