Rückblick,...da war doch was?

 

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Diese Seite ist  kein Törnbericht. - Oder doch! - Der Törn duch das Jahr 2020.

 

 

Es ist wie ein Weltuntergang. Weltuntergangsstimmung, meine heile Welt bekommt einen Knacks. Selbst diese Zeilen sind anders, ...irgendwie belastend. Wie fühlt sich Weltuntergang an?

 

So wie in der Sommer und Winterzeit die Uhren umgestellt werden, sollte nun im Kalender die Jahreszahl umgestellt werden. Ich sag mal so: - einfach auf 2022 vorstellen oder besser, ausradieren und vergessen.

Zweitausendzwanzig ist nun gegenwärtig. Eine Jahreszahl die uns immer dran erinnern wird, welche Ereignisse von Januar bis tief in den Dezember hinein, auf uns einprügelten.

Abhaken und vergessen wie gewünscht geht aber nicht mal so eben.

Angenehme Erinnerungen der letzten Saison waren noch nicht vergessen. "Der letzte Törn Amsterdam und die Rückreise über die Randmeere war doch erst gestern“.

Tausend gute Vorsätze beflügelten unsere Vorstellungen beim Anstoßen und zuprosten zum Jahreswechsel. Unendlich viele Glück und gute Wünsche sollten uns begleiten. Alles Gute für 2020. So stand es in den Glückwunschkarten.

 

Die Auflösung und Umgestaltung unserer Heimat, des Gemeinde Campingplatzes in Lemmer war eine dieser dicken Wolken. Sie verdüsterten schon in der Vergangenheit oftmals unseren blauen Himmel, zogen dann aber ohne Niederschlag vorrüber. 2020 wird die große Veränderung eingeläutet, dass beslastete uns sehr.

Schon im Jahr 2019 konnten unzählige Szenarien ausgewählt werden. Wie man es auch drehte, es war wie ein Lottogewinn voller Nieten.

Mit Unterstützung aller Camper vom Gemeinde Campingplatz wurde dieser „Zustand“ noch beflügelt.

Die Verantwortlichen luden 250 Camper zu einem Brainstorming in den uns bekannten Beach Club nach Lemmer ein.

Brainstorming – Qualität durch Quantität
Das Wort leitet sich aus dem englischen Brain=Gehirn und Storm=stürmen ab. Es handelt sich um eine effektive Methode, um in einer Gruppe die unterschiedlichsten Lösungsansätze zu einem Themenschwerpunkt zu finden. Das war bei uns gar nicht so schwer. Wir waren 250 Anwesende, alle mal eben ein bisschen Doof. Jeder hatte seinen eigenen Themenschwerpunkt.

 

Wie „unsere Heimat“, der Campingplatz in Zukunft auszusehen hat, stand zu diesem Zeitpunkt schon fest. Benebelt und Gutgläubig hofften wir. - Ja logisch: die Hoffnung stirbt zu letzt.

Wir hatten recherchiert und haben Lemmer Abgeschlossen. Natürlich nun alles mit Brief und Siegel.

 

"Im November des kommenden Jahres geben wir den Schlüssel ab". Noch einmal Camping Lemmer...- Dann wollen wir einen leidenschaftslosen Abgang gestalten. Jetzt hoffen wir nicht mehr.

Unsere Zukunft sieht anders aus. - Ja, es tut weh". - Es ist noch schön und es war dort sehr schön, ja hier in Lemmer.

 

"Die Corina, unser Segelboot steht ab sofort im Vordergrund". Diesen Auftrieb  brauchen wir jetzt. Wintermonate sind kalt und grau.

Gemächlich werden und wollten wir es angehen. Das Beste draus machen.

 

"Bis zum 14. Januar".


 

Mir ist`s kotzig, mir ist übel, mir ist nicht gut sagte Bärbel zu mir.

 

Das wird ein Notfall. Der Doktor registrierte Anzeichen eines beginnenden Schlaganfalles. Um 10 Uhr lag sie in der Notaufnahme des EVK in Castrop-Rauxel. Anschließend an der Lyse, noch im Zeitfenster das hoffen lässt. Ja es war der zweite Apoplex, wieder ohne Warnzeichen.

Da schießen dir tausend Gedanken durchs Hirn. Du bist nicht mehr du selber. Was ist wenn? dass sollst du gar nicht erst denken, es raubt dir den Schlaf.

 

Es wird schon werden, das hatten wir schon einmal, "...kriegen wir wieder hin", das hatten wir auch schon einmal.

„Sie wird doch noch gebraucht“, ja, das haben wir öfters. Am 21. Januar durfte ich meine mir angetraute Göttergattin wieder nach Hause holen.

 

Am selben Tag begann auch in Düsseldorf die Boot 2020. Schon im Krankenhaus hat sie geplant mit mir dort hin zu fahren.

Ein Rollator hat sie schon über Steffi geordert."Kriegen wir wieder hin". Starke Frau. Die Eintrittskarten und die Bahnfahrkarten waren schon vor dem Schlag geordert. Erst ein knallhartes Nein, von ihrem Doktor erlösten sie von dem Düsseldorfer Zustand.

Wieder zu Hause wurden sofort unsere Reha Maßnahmen umgesetzt. Ebenso die von den Ärzten angeraten Bewegungsabläufe.

Wir legten noch eine Schüppe drauf. Jeden Tag, bei jedem Wetter stand Henrichenburg auf unseren Übungsplan.

 

Im Normalfall geht der Patient nach der Krankenhausentlassung sofort in die Reha. Bei Bärbel dauerte dieser besorgniserregende Zustand bis zum 13. Februar. Also bauten wir uns eigenen Trainingspläne.

Die offizielle Ambulante Reha Maßnahme begann dann am 13. Februar in Dortmund. Bei den Johannitern war alles leicht überschaubar. Bärbel wurde morgens gegen 7 Uhr abgeholt und am Nachmittag überwiegend pünktlich wieder zurückgebracht.

Ich durfte in diesem Zeitraum noch im Fitnesscenter turnen. Es lief, den Umständen entsprecend geordnet. In kurzen Worten: ganz gut. Bärbel war bald wieder die alte. Kleinere Radtouren wurden unternommen. "Die sogenannte Bärbel Aufbau Phase schlauchte ungemein". Wir hatten ein Ziel.

 

Dann aber überschlugen sich die Ereignisse.

Die WHO ruft eine Pandemie aus. Kanzlerin Angela Merkel warnt vor einer Überlastung des Gesundheitssystems.

Am selben Tag gibt es den ersten erfassten Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Das neuartige Virus erreicht Europa.

Auswirkungen davon spürte Bärbel schon im Johanniter Haus. Hände waschen und Abstand halten prägten ab sofort ihren und unseren Tagesablauf.

Am 4. März endete ihre Reha. Unser eigener Trainingsplan stand wieder im Vordergrund. Frisch Luft und Bewegung waren für uns wichtiger als Corona.

Am Schiffshebewerk Henrichenburg konnten wir dieses Hervorragend umsetzen. Nach dem Frühstück waren dort nur wenige Menschen unterwegs.

Das Gelände ist optimal und abwechslungsreich, nie langweilig und mit vielen unterschiedlichen Treppen bestückt. Unsere Fortschritte konnte man sehen.

 

Wenige Tage später einigen sich Bund und Länder auf strenge Ausgangs und Kontaktbeschränkungen. Millionen Deutsche können nicht mehr

arbeiten oder arbeiten im Homeoffice. Ich durfte nicht mehr in die Mukkibude. Corona ist bei uns angekommen.Das wird sicherlich an uns vorbei rauschen: so war unser denken.

Was soll´s, ist sicher so etwas wie die Grippewelle: - dachten wir. Wir fliehen nach Lemmer, ja wollten wir.  Reisebeschränkungen und Kontaktverbote gab es bisher nicht, selbst ein Friseurbesuch wurde gecancelt. Wir mussten nach Lemmer. Zur Vorbereitung der Saison, sozusagen

Aufklaren am und im Mobilheim. In 72 Stunden hatten wir wieder zurück zu sein. Eine 14 tägige Quarantäne mit Ausgangsbeschränkung wurde angedroht.

Am Sonntag fahren wir. Die Corona verschaffte uns eine fast leere Autobahn. Irgendwie ein unheimliches Gefühl. Es beschlich uns hauptsächlich auf der Autobahn A3 in Richtung nach Arnheim.  Minutenlang war oft kein anderes Fahrzeug aus beiden Richtungen zu sehen.

Die Grenze wir wohl dicht sein, erwarteten wir. Noch in Deutschland kurz vor der Grenze ein Hinweis. In riesigen Lettern stand dort: unnötiges Reisen zu vermeiden. Bleibt zu Hause. Wir waren bis Lemmer wirklich das ein zigste Fahrzeug mit Deutschem Kennzeichen. Diese legale, aber nicht verbotene Situation war völlig neu und doch sehr beklemmend für uns.

Die im Frühjahr sonst immer so große Vorfreude auf die beginnende Saison war wie weggeblasen. Die Holländer sahen unser Corona Covid-19 Problem schon sehr vorsichtig aber noch ganz locker. Bei uns reifte der Beschluss unser Mobilheim im laufendem Jahr nicht zu vermieten. Selbst von denen zu dieser Zeit schon immer anwesenden Campinggästen, war weit und breit nichts zu sehen.

 

Das Mobilheim wurde hergerichtet und soweit bestückt das wir dort länger bleiben.

Morgen reisen wir wieder ab. Wir müssen, es könnte ja schon die sehnsüchtig erwartete Post im Briefkasten liegen. Schon im Jahr 2019 reifte in uns der Wunsch eine gemeinsame Kur auf Borkum zu machen.

Mitten im Sommer haben wir die dazugehörigen Anträge bei der Knappschaft gestellt. In der Hoffnung, schon in den Wintermonaten: am liebsten über Weihnachten für 3 Wochen Borkumer Kurgast zu sein. Es kommt immer Anders als man denkt. Meinem Antrag wurde sofort stattgegeben. Der bestand nur aus einem Blatt mit dem Zusatz von meinem Arzt: das eine Luftveränderung an der See, am besten Borkum angeraten sei.

Schon im Februar lag die Bestätigung vor. Ostern geht’s nach Borkum. Die noch ausstehente Zustimmung für Bärbel war nur noch eine Frage der Zeit. Sicher nur noch von wenigen Tagen. Daher auch immer unser Warten auf den Postboten. Der Kurantrag von Bärbel umfasste unendlich viele Seiten mit Arztberichten und Diagnosen. Erst nach vielen Telefonaten wo denn ihre Bestätigung bleibe, trudelte die Ablehnung ein.

Unverständlich für uns. Am selben Tag verfassten wir den Wiederspruch und listeten noch einmal ausführlich die Begründung mit zusätzlichem Angaben ihres Arztes auf. Unermüdlich telefonierte Bärbel mit den zuständigen Abteilungen und vielen Büros der Knappschaft. Das ging von Castrop-Rauxel über Bochum bis nach Chemnitz. Das Knappschaftliche Digitale System würde umgerüstet lautete die Antwort.

Die sich gerade breitmachende Pandemie verzögere ebenfalls die Bearbeitung. Ja die Pandemie, die große Unbekannte. Meine Bestätigung wurde gecancelt auf einem späteren Zeitpunkt. Allein würde ich sowieso nicht fahren. Für Bärbel trudelte eine zusätzliche Untersuchung ein.

Ab zum medizinischen Dienst in Castrop-Rauxel. Auch hier immer wieder mit dem Hinweis, dass unsere Kuren nur Gemeinschaftlich stattfinden können. Ich befürworte ihren Antrag, die Bestätigung gehe Morgen raus ließ die Ärztin durchblicken und der Zusatz mit Partner würde auch vermerkt. Na, es geht doch

Mitte Juli wussten wir das Borkum Realität wird. Irgendwie haben es „die“ bei der Knappschaft kapiert das Kalle auf Bärbel achten muss und Bärbel für Kalle den akustischen Mangel ausgleichen kann. Uns gibt’s eben nur im Doppelpack. Eben auch auf Borkum und im Doppelzimmer.

 

Zu Hause in Castrop beschränkte der oder das Virus unser Leben.

Wir lernten uns zu verkleiden, zu maskieren. Erst einmal ging gar nichts mehr. Lockdown - Definition: Ausgangssperre, wir sind ja lernfähig. Das Einkaufen wurde zur Tortur.

Du stehst in der Schlange, mit Mund und Nasenschutz. Gib niemanden zur Begrüßung die Hand. Desinfektion, - beseitige die Bakterien, welche? Totes oder lebendes Material in einen Zustand zu versetzen, dass es nicht mehr infizieren kann.

Ja gut, wir sind wie gesagt lernfähig. Mir fehlt trotzdem der Durchblick. Es kommen nun Aerosole dazu, in welchen Zustand soll…, ach lassen wir das.

Die Angst reist mit, auf uns wird geschossen… mit Aerosolen, hustend oder nießend.

Erst mal wieder nach Holland, genauer gesagt Friesland, nach Lemmer, dort läuft noch Niemand mit Maske, Mondkapjes herum. Die Angst ist auch dort nich weg diskutierbar. Hatten wir schon, ist aber so. Ein großes aufatmen, durchatmen, es ist alles viel lockerer. Trotzdem, wir achten auf Abstand und daher ist alles Situationsbedingt auch hier großer Mist.

Deine Aura, wenn du eine hast, geht bei Begegnungen auf schmalen Pfaden flöten. Du musst die Pest haben, extrem anders duften oder warum weichen die „Anderen“ aus. Gegrüßt wird nur noch mit geschlossenem Mund. Die Aerosole könnten ja…. Ja man hebt auch schon einmal den Kopf oder zumindest die Hand. Erkennen kannst du deinem Gegenüber sowieso nicht mehr genau. Und verstehen, ne, geht gar nicht. Ich frage Bärbel immer, wer war das? was hat er oder sie gesagt?

Unsere Corina möchte wieder einmal bewegt werden. Ja das Boot hatten wir auch schon aus dem Winterschlaf geholt. Wenn es auch nur kurze Etappen werden, Hauptsache Bewegung unterm Kiel. Macht mal Groote Brekken. Ein Grolsch und einen Genever lässt sie gerade noch gelten. Darf es auch etwas mehr sein? Wir sind ganze zweimal nach Stavoren gesegelt.

Warum nicht mehr? Warum nicht weiter? Weil die Kur und Borkum da zwischen funkten. Hinzu kommt ein Gefühl der Enge; Angst, und Beklemmung vor der großen Unbekannten, vor der Pandemie. Wäre doch dieses neuartige Corona Virus in China geblieben, unser Verzeichnis mit Törn Berichten könnte sicherlich viel Umfangreicher sein.

Es lief relativ, fast schon Normal in Lemmer. Nur die Kontaktbeschränkungen waren belastend. Das gewohnte: kommt mal auf ein Bier oder zum Grillen rüber, musste unterdrückt werden. Auf Dauer geht der Mensch dabei vor die Hunde. Bärbel fuhr auch wieder mit ihrem E-Bike. Selbst das Einkaufen verlief damit problemlos. Die späten Nachmittagsstunden verbrachten wir meistens auf dem Boot und genießen noch die schon tief stehende Sonne.

Die abendliche Rückfahrt zum Campingplatz, wenn sie dann unter der Brücke führt, hat es in sich. Die Extrem scharfe Spitzkehre ist nicht „ohne“ wenn zudem noch einige Leute unterwegs sind muss man absteigen. Hier legte sich Bärbel unters Fahrrad. Sie ist richtig auf die Schnauze gefallen. Ohne Hilfe von Passanten würde sie dort noch heute liegen.

Es muss schon richtig weh getan haben. Das zeigten auch die vielen schmerzenden blauen Flecken. Ich war mal wieder weit weg. Verspreche aber wieder, sie nicht mehr allein zu lassen.

Der zweite Sturz ereignete sich wenig später, nachdem ihre Blessuren abgeheilt waren. Wir wollten wieder den Abend auf dem Boot verbringen und richtig genüsslich einen Absacker schlürfen. An der geschlossenen Schranke zum Hafen kann man mit dem Rad eigentlich gefahrlos langsam dran vorbeifahren.

 

Dort lag aber ein dickes Kabel um die Wohnmobile die jetzt hier standen mit Strom zu versorgen. Man muss zweimal übers Kabel fahren oder absteigen und schieben.

Warum Bärbel nach dem Sturz immer unter dem Rad liegt, erschließ sich mir nicht. Es hat mal wieder sau weh getan und ihre Blessuren waren von längerer Dauer. Die rechte Seite an der Schranke wäre sicher gefahrloser gewesen. Nur hier endet jeder Sturz im Hafenbecken.“Fahrrad fahren ist erst einmal passee. „Sie hat aber schon wieder geübt“.


Borkum ruft. Am 26.08.2020 beginnt unser Urlaub auf Borkum. Unsere Kur. Wir haben die Anreise nach Borkum selbstständig gebucht.

Die Bahnverbindung einschließlich Fährverbindung und Gepäcktransport. Wenn ich am Rechner sitze ist alles möglich. Es funzt. Obwohl ich alles richtiggemacht habe, funzte das Programm der Deutschen Bahn nicht. Die Fehler sind bei der Bundesbahn zu suchen. Bei der Sitzplatzreservation packt man in der Corona Zeit keine fremden Menschen zusammen.

Der Gepäcktransport wurde vorab delegiert, mit DHL klappte es super. Schon zwei Tage vor unserer Ankunft auf Borkum standen die Koffer in unserem Zimmer Nr. 211. Die Anreise und zugleich die Katastrophe hoch drei, soll hier nicht in Vergessenheit geraten.

Seit Tagen bretterte der Wind oben im Norden mit mehr als 10 bis 12 Bft über die Landschaft und über unsere Hochseeinsel Borkum.

Geht die Fähre oder geht sie nicht? Auf den Bahnhöfen und in den Zügen spürten wir nur einen Hauch von dem da oben herrschenden meteorologischen Zustand.

Nur bei Orkan: - so sagte die von Bärbel angesprochene Sachbearbeiterin der Knappschaftsklinik fährt die Fähre nicht. Wir reisen an. Mit dem Taxi für 10 Euro zum Hauptbahnhof Castrop-Rauxel. Nach kurzer Wartezeit oben auf dem zugigen Bahnsteig ging es flott nach Wanne-Eickel. Dann bequem mit dem ICE bis zur Endstation nach Emden Außenhafen.

Natürlich saß an unserem gebuchten Tischchen schon ein weibliches Wesen, die bis zum Bahnhof in Leer mit ihrem Smartphon beschäftigt war.

Ich weiß im nach hinein nicht, ob diese überhaupt sprechen konnte.  Wir waren ja verkleidet, eben mit Maske, vielleicht mochte sie uns nicht.  Ab Leer gehörte der Tisch uns allein. Mein Buienradar sprach immer noch von 10 bis 11 Bft als unser ICE am Hauptbahnhof in Emden in Warteposition ging.

Bedingt durchs Wettergeschehen blieben beide Schnellfähren also Katamarane mit Preiszuschlag im Hafen. Der Kapitän der großen Fähre kann nur ein waschechter Ostfriese gewesen sein. Wer sonst wartet auf verspätete Züge und packt die Passagiere der ausgefallenen Schnellfähren noch auf sein Boot? Covid 19 kannte man hier im Norden wohl nicht. Unseren garantierten Sitzplatz kannte auch keiner.

Wenn hundert Kitas zusammen mit ihren Eltern einen Ausflug nach Borkum machen, könnte es nicht schlimmer sein. Dieses Gefühl hatten wir bei der ergebnislosen Suche nach einem Sitzplatz.

Da lümmelten sich zwei, teilweise auch drei Generationen einschließlich umfangreicher Gepäckstücke auf sämtlichen Sitzgruppen und Sitzplätzen rum. Das haben wir nun davon. Jünger aussehen hat nur Nachteile. Unabhängig davon: „die ganze Brut kannst du sowieso inne Pfeife rauchen“. Das sagt man Natürlich wenn man sauer ist. Wir waren sauer.

Respekt und Achtung sind in der heutigen Zeit verloren gegangen. Wir haben unweit der Raucherabteilung oben auf dem Oberdeck einen geschützten Stehplatz gefunden, ganz nah am Wettergeschehen.z

Sitzen durften wir erst wieder in dem für uns bereitstehenden Bus der uns vom Hafen zur Knappschaftsklinik brachte, natürlich mit Maske. Mit Maske verlief auch der Empfang an der Klinik. Aber zuerst desinfizieren und Fieber messen. Die Empfangsdame nuschelte unter ihrer Maske entsprechende Begrüßungsworte. Bärbel war ja bei mir. Mein Kurschatten sozusagen. Ich musste hier nichts verstehen. Die Nuschelei, also das Sprechen hinter der Maske ging mir auf den Sack. Scheiß Corona, scheiß Covid19. Als Opa kannst du auch deine Zähne zu Hause lassen, das merkt  kein Mensch.

Das Haus entsprach genau unseren Vorstellungen. Alles war wunschgemäß. Unser Zimmer war optimal als Doppelbettzimmer eingerichtet. Wir waren restlos zufrieden. Alles hätte so schön sein können, wenn die Corona nicht auch hier Angst und Panik verbreiten würde.

Die Knappschaftsklinik wäre mit 300 Kurgästen ausgelastet gewesen. Die Abstandsregeln erlaubten leider nur 150 Gäste. Im kompletten Haus musste immer eine Maske getragen werden. Die bekamen wir als Päckchen von jeweils über 25 Stück schon am erste Tag ausgehändigt. Maskenfrei war nur unser Zimmer. In den Fluren, in den Treppenhäusern und in den Aufzügen, beim Sport, zu jeder Anwendung, selbst beim Arztgespräch: Nuscheln unter der Maske.

Der normale Personenaufzug durfte nur von einer Person genutzt werden.  Bärbel und ich waren ab sofort nur eine Person. Das haben wir einfach beschlossen und unsere Ärzte und Betreuer davon in Kenntnis gesetzt. Uns gab es ab sofort nur im Doppelpack. Das wurde akzeptiert. Alles nur Gemeinsam.

Wie sieht es den aus mit der Luft,  fragte der Doktor: - Gehen sie und wandern in den Bergen?. Auch noch ganz nach oben? - Ja das geht schon, - murmelte ich nickend unter meiner Maske. Was erzählst du da für einen Blödsinn sagte Bärbel im nach hinein zu mir. Ich hatte kein Wort von seinen Fragen verstanden.

Welche Wurstsorte hätten sie denn gern fragte die Küchenhilfe. Ich verstand nur noch Bahnhof. Geben sie ihm mal 3 Scheiben von der Rotwurst und ohne Pause erschallte es weiterhin, 2 Scheiben von dem Magerkäse, den mit den Löchern und einen Becher Joghurt. Einen Apfel könne sie ihm auch noch dazu packen.

Ab Morgen stehst du bei der Essensausgabe vor mir, brummte ich. Innerhalb von wenigen Minuten wusste die komplette Klinik das ich ohne meine Göttergattin nur ein Häufchen Elend bin. Maske und Hörgeräte geht gar nicht.

Ganz normal - lädt man sich am Buffet seine Speisen aufs Tablett. Hier und heute aber nicht. Corona hat die Spielregeln verändert. Man steht in einer Schlange, im Stau. Überall Hinweise und Linien die nicht übertreten werden sollen. Vorher die Hände desinfizieren. Quatschen geht. Bei aber mir nicht.

Du stehst vorne. Dir gegenüber, eigentlich `ne Nette die dein Tablett in ihren behandschuhten Händen hält. Welches Brot, welche Schnittchen, welche Wurst und welchen Käse darf ich auflegen. Ach so ja Kaffee, mit Milch und Zucker. Spätestens wenn sie dir das beladene Tablett übergibt hast du die Kontrolle verloren. Wenn Bärbel hinter mir steht, dann schon vorher. Die hält ja auch nicht den benötigten Abstand ein. Wer soll das alles Essen denkst du noch auf den Weg zu deinem Tisch. Dort könnten sechs Personen dran sitzen. Ich aber nur allein und mir gegenüber in 2 Meter Entfernung meine Bärbel. „Wie gesagt Bärbel steh ab sofort vor mir“. Genützt hat es nichts. Weiterhin hörte ich undeutlich die Fragen bei der Essen Ausgabe was darf ich ihren Mann auflegen.

Außerhalb der Kurklinik benötigten wir die Maske nicht. Wir lernten die schönen Seiten der Insel kennen. Sie ist allemal eine Reise wert. Unendlich weite Strandspaziergänge im Hochseeklima prägen unseren Tagesablauf. Wenn im Sonnenschein am Strand die Wellen anrollen möchte man sofort hinein hüpfen.

Natürlich macht Borkum im Corona Zustand weniger Spaß. Überall erschlägt uns die Schlagzeile mit dem Hinweis: Aufgrund der aktuellen Corona - Verordnungen des Landes Niedersachsen ist das Heimatmuseum, der Wasserturm und viele andre Interessante Besucherreize geschlossen.

Alles wie schon von zu Hause bekannt.

Wir machen es also im Einklang mit der Natur. In einer intakten Umwelt werden wir abschalten ausspannen und Kraft tanken. Die schöne Landschaft der Insel und des Wattenmeeres werden wir dann so erleben wie es in den Prospekten und Flyern steht. Müssen dafür aber richtig ran also gut zu Fuß sein.

Es geht auch mit dem Fahrrad. Die Gäste der Klinik erhalten bei dem Fahrradverleih unweit der Klinik einen Rabatt. Genau das werden wir machen. Zwei Räder wurden gebucht. Leider haben wir sie nach wenigen Metern wieder zurückgebracht. Die beiden Stürze in Lemmer hat Bärbel noch nicht ganz verarbeitet.

Hier ist es aber eher Ausschlaggebend, dass die Infrastruktur der Insel, „sprich Radwege“ in einem maroden Zustand waren. Besonders der Weg am Strand: auf den weniger als zwei Meter breiten Weg tummelten sich fas alle Kurgäste und Urlauber der Insel. Mountainbikes, Rollatoren, Dreiräder, Kutschräder, schnelle E-Roller und Fußgänger, einige mit ihren angeleinten und auch freilaufenden Hunden behinderten sich und uns.

Dann eben stramme Waden, wir laufen. Eingestimmt darauf werden wir jeden Morgen um 6:45. Frühsport nennt sich diese Aufwärmbewegung draußen vor dem Haus. Auf verschiedenen Plätzen tummelten sich kleine Gruppen mehr oder weniger bestrebt mitzumachen um die vom Vorturner gezeigten Bewegungsabläufe fehlerfrei nach zu tanzen.

Bärbel hat sich der Nordic Walking Gruppe angeschlossen Ich hatte Sehnenzerrung und Arthrose in den Knien und war von diesem Dienst befreit. Borkum ist die Trauminsel schlechthin. Wir wollten aber nur doch nur noch nach Hause. Corona macht alles kaputt.

Am 16. September geht unsere Fähre und bringt uns wieder zurück. Erst mal aufs Festland und nach entsprechender Wartezeit; einsteigen in den Regionalzug bis nach Emden. Nach Extremen langen Laufwegen, Treppauf Treppab: beide Aufzüge waren defekt, wurden wir noch mit einer Stunde Wartezeit verwöhnt. Dann kam er endlich der ICE aus Norderney und wird mit uns bis Wanne-Eickel durchrauschen. Ja logisch, wir haben für 8 Euro zusätzlich eine Sitzgruppe mit Tischen gebucht. Da saßen natürlich schon zwei ältere Herrschaften, so in unserem Alter. Er, ein Schalker Fan ging schon auf die 90 zu. Beide waren noch relativ fit.

Wenige Minuten später, waren wir die lebenslustigste und fröhlichste Runde, die dieser Zug jemals gesehen hat. Unsere Aerosole verbrüderten sich. Wanne-Eickel war viel zu schnell erreicht. O weh, o weh, wenn hier Corona mitgereist wäre, ja dann: gäbe es dies Zeilen sicher nicht.

 

Yachthafen Castrop-Rauxel

Wieder zu Hause, - wir haben eine schöne Wohnung. So schlecht ist Castrop-Rauxel auch nicht. Einfach mal tief durch atmen „Die Luft ist hier nicht gerade berauschend.“ Wir waren aber erst einmal unsere Maskerade los.

Wenn unsere Koffer aus Borkum hier ankommen, ist der nächste Tag Abreisetag. So bearbeitete ich Bärbel. Ich wollte, nein ich musste nach Lemmer. Mein Mäuschen wollte sich erst akklimatisieren wieder hineinwachsen ins Castroper Milieu.

Am 19. September war die Kur schon vergessen. Die Corona mit Covit 19 aber nicht, sie war auch in Lemmer präsent.

Es waren noch schöne Tage die wir dort auskosten konnten. Leider hat der Spaßfaktor, und die Lebensfreude bei uns keinen Einzug gehalten.

Lemmer ist angenehmer ohne Masken. Gezwungener maßen man geht sich aus dem Weg und hält Abstand. Hinzu kommt die Erwartete Schließung des Campingplatzes. Das hält der Mensch auf Dauer nicht aus. Unsere Saison war gelaufen. Wir rüsten langsam ab. Die Temperaturen pendelten sich in den niedrigen Bereich ein. Ebenso unsere Stimmung.

Castrop bzw. zu Hause ist es auch schön.

Eigentlich sollte das Jahr langsam und besinnlich ausklingen: Freuen auf den Herbst, freuen auf die Vorweihnachtszeit mit besuch und viele Trainingsstunden in der Mukkibude. Selbst Bärbel hatte wieder Spaß mit ins Sport-Forum zu gehen. Mit Maske: wir waren es mittlerweile gewohnt sie wieder tragen zu müssen.

Der zweite Lockdown kündigte sich an und beschränkte logischerweise wieder unsere Freiheit.  Wir haben in erwartet, die Fallzahlen stiegen auf über 20 000. Bis Ende November sollte er nur dauern, wir müssen sehen, abwarten, keine Besuche mehr und Abstand halten, uns nur noch mit Maske außerhalb der Wohnung bewegen. Ohne Fitnesscenter wieder zu Hause hocken wurde uns nahgelegt. Lockdown: dieses Wort gab es in unserem Wortschatz bisher nicht.

So gehen wir weiterhin bei fast jedem Wetter raus aus der warme Stube und bauen bewegungstherapeutische Elemente und physiotherapeutische Maßnahmen in unsere selbst verordnete Rehabilitation ein.

Auf gut Deutsch; wir turnen Draußen. Das Schiffshebewerk ist unsere Spielwiese. "Manchmal benutzen wir auch die Fahrräder".

 

Wie es weitergeht? - Wir wissen es nicht, wollen nur gesund bleiben. Es schlägt aufs Gemüt. "Angst essen Seele auf".

In vier Wochen ist Weihnachten: schmücken uns aber schon mit dem Gedanken, mit der Corina übers Ijsselmeer zu rauschen. Der nächste Sommer kommt bestimmt. Mal schauen.

 

24.11.2020

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