Der Vestische Drachenflieger Verein e.V.

Es war einmal: Unvergessliche Erinnerungen. vom 04.11.2009

Ob der Zufall mitspielte, ist heute bedeutungslos. Die Beiden, der Gert und der Frank wissen es nicht mehr so genau, -wer wen zuerst kennen lernte.  Es soll in einer Sparkasse gewesen sein als sie sich erstmals trafen. Der Kassierer der Kasse war auch begeistert von der Fliegerei und ließ sich später in den Verein einbinden.
Gerd Köhler so hieß der ältere. Frank Neumann der jüngere. Ein Verhältnis, wie Vater und Sohn. Sie verstanden sich sofort.

Ausreichende Gesprächsthemen waren ja vorhanden.
Gerd hatte schon öfters, wie man munkelt in 4000 m Höhe Thermik geschnuppert. Er war ein Mann mit Prinzipien. Er hatte die besten Jahre gerade erreicht.
Gerd durfte und wollte wieder richtig genießen und zwar frei, frei wie die Vögel zwischen Himmel und Erde. Und wenn Gerd sich begeisterte hatte die ganze Familie sich ebenfalls zu begeistern. Frank wurde mitgerissen. Viele Stunden wurde geplaudert, geplant und beschlossen.
Vatter Köhler gründet einen Verein.
Mitglieder hatte er zur Genüge. Alle selber gemacht, den Herbert, den Robert, die Sabine, die Gilla nicht, Die Gilla, war die Frau vom Gert.
Ob Gerd die zukünftigen Schwiegertöchter und Schwiegersöhne mit einbauen wollte? Gedacht hat er schon daran und am liebsten noch alle Kunden seines Getränkeshops. Ist ja auch egal.

Der Frank brachte seine Tina mit. Man kannte den Ralf Arning mit seiner Ulrike. Und dann war da noch der Manfred Dorra. Gerd zählte bis 10, 10 Leute, das reichte zur Eintragung ins Vereinsregister.

Der Vestische Drachenfliegerverein war geboren. Die Gründungsmitglieder waren
Gerd Köhler, Sabine Köhler, Herbert Köhler, Gisela Köhler, Robert Köhler. Ralf Arning, Ulrike Arning, Frank Neumann, Martina Neumann und Manfred Dorra.

Der 1. Vorsitzende wurde Gerd Köhler. Ralf Arning wurde 2. Vorsitzender. Ulrike machte die Schriftführerin. Kassenwart wurde Sabine Köhler und zum Beisitzer wurde Frank Neumann ins Vereinsregister eingetragen.

Es sprach sich herum im Sauerland und in der Rhön. Man kannte sich schon untereinander. Weitere Mitglieder zu finden war nicht schwer.- Gert konnte begeistern. Jeder warb neue Mitglieder.
Um nur einige zu nennen, es kamen Dieter Krüger, Werner Ullrich, Norbert Dzcheck, Karlheinz Hasler, Kurt Pfeiffer; der baute seine Söhne, den Uwe und den Helmut gleich mit ein. Es kamen - Peter Beena, Hainer Böchert, Günter Schenk, Günter ??? Hans Ritzkat, Michael Rudel, Rudi Weigl, Hors Voye, die Mende Brüder, der Martin Röder und, und, und. Der Verein hatte schnell eine stattliche Größe erreicht.

Es war ja noch die "Steinzeit" der Drachenflieger in der ein Super-Fex noch zu den Hochleistern gehörte. Man war noch etwas Besonderes. Und im Verein fühlten sich viele geborgen, wir waren die größten.

Mitgliedsbeiträge gab es Damals auch schon. Man nahm die Sache noch nicht so ernst. Wer weniger hatte,.... naja Schwamm drüber.

 

Die Mitglieder trafen sich jeden Mittwoch oben beim Gerd.
Oben beim Gerd, weil "unser Gerd", wie wir ihn nannten, einen Bierverlag sein eigen nannte. Über den riesigen Verkaufsraum wurden Sitzungen abgehalten, oft bis zum Umfallen.
Getränke gab es ja in ausreichenden Mengen. Die dazugehörigen Schnittchen und Brötchen, „damit auch alle Satt wurden“, - ließ Gerd schon voller Vorfreude auf die nächste Sitzung in der Früh’ belegen.
Mit vollen Magen konnte man einfach sinnvollere Beschlüsse fassen. Und beschlossen wurde jeden Mittwoch etwas Neues. Im Prinzip war jeder Mittwoch eine Hauptversammlung.

Wir brauchten nur noch "ja" zu sagen. Gerd hatte Alles schon erledigt. Er machte seine Sache wirklich gut.
Warum soll man mit einen vollen Mund auch widersprechen, es war ja alles umsonst, naja, eigentlich nicht, denn da stand schon ein alter großer Pokal in dem ab und an einige Geldstücke lagen. aber irgendwie war es umsonst. Weil, wenn jemand ein Geldstück in dem Pokal klirren ließ, wir alle gleich dachten, er hätte für uns alle mit gezahlt.
Diese Zeit war Super.

Zwei, naja die zwei und jetzt einige mehr gleichfalls gebeutelte Piloten, waren es leid immer öfters in den Bergen an den falschen Startplätzen zu stehen um mit beschwörenden Blicken den Windsack zu beeinflussen. Das Ritual wiederholte sich und die Sprüche ebenfalls.
Lass uns noch etwas warten, der Wind dreht sich bestimmt. Es kam immer anders. Der Wind meist aus der falschen Richtung, er war zu stark oder eben zu schlapp um gefahrlos zu starten.

Vom „Oben“ bleiben ganz zu schweigen. Für einen halbwegs ordentlichen Gleitflug sollte wenigstens die Windrichtung stimmen.
Er kam heute von der Seite, Zuviel; so wurde wieder einmal beschlossen unverrichteter Dinge Heim zu fahren.
Wieder viele Kilometer umsonst gefahren!

Eine Winde musste her!
Eine Winde und dann noch zu Hause, das wäre das größte. Diese Idee spukte schon seit einiger Zeit in den Köpfen des neuen Vereins.
Weis der Geier wo, aber Irgendwo wurde diese neue Art der Fliegerei schon durchgeführt. Was die Segelflieger konnten, muss doch auch für uns machbar sein.
Vom Grosklaus und Koch hatte man schon gehört. Aber alles allein zu finanzieren, war eben doch zu viel. So dachten Sie noch im Frühjahr 1984.
Es gab zwar einige Zusammenschlüsse von Piloten, bei denen man Anschluss finden könnte. Aber zu Hause, ohne diese endlose Fahrerei, eine Winde und dann der eigener Verein, das wäre wie schon gesagt das Größte.

Super war der Beschluss zum Kauf einer Seilwinde. Wir beschlossen eine Umlage einzubringen. Jeder bekam daraufhin ein Anteil Winde Für DM 200,00 zugesprochen. Natürlich mit Beleg. Hier, und das zeugte vom Talent unseres Vorsitzenden, kauften sich auch Leute ein, die nie geflogen sind und nie fliegen würden.
Wir waren jetzt sozusagen Aktionäre.
Die Gesamtsumme war sehr schnell zusammen und so wurde Günter ??? der leider viel zu früh verstarb, beauftragt die neue Winde, die übrigens heute noch im Einsatz ist, vom Hersteller Koch abzuholen.
Der VDV war ein Windenschleppverein. Jeder wollte nun seinen Windenschleppschein erwerben.
Heiner Böchert und Frank Neumann waren seiner Zeit schon Fluglehrer und übernahmen die Ausbildung. Der VDV hatte also eine Winde und eigene Fluglehrer. Die Vision unseres Vorsitzenden war; jedes Vereinsmitglied wird Fluglehrer.
Zu Fluglehrern hatte unser Gerd eine besondere Beziehung. Er motivierte den Martin Röder und den Kurt ihr Bestes zu geben. Bekommst auch 'ne Anhängerkupplung Kurt, umsonst, du darfst dann sogar die Winde ziehen.

Natürlich motivierte er auch noch ein paar Andere, den Jonny Petersen, den Edward, den Werner Ulrich und einige andere. Die Prüfung war doch etwas schwer. Ist vielleicht auch gut so, sonst hätten alle VDV Mitglieder irgendwann alle ihre Lehrberechtigung erhalten und Gerd wäre das einziges normale Mitglied geblieben.

 
30 Kühe und die Drachenflieger.
Wir suchten und fanden einen Bauern, der uns für eine Flasche Schnaps seine Wiesen zu Verfügung stellte.
Hubert Bergmann, ein ganz lieber Kerl, so sagte Gerd immer, ließ sich von uns begeistern. Seine Lippe Wiese wurde unsere erste Schleppstrecke.

Die Wiese war nass, auf jeden qm lag ein Fladen und unsere Bauchlandungen verteilten den Kuhmist Flächendeckend. Wir lernten sehr schnell, zur Freude unserer Fluglehrer. Oben geblieben ist natürlich keiner. Dazu war die 150 Meter Strecke viel zu kurz und Thermik war leider nur in anderen Geländen zu finden.
Die Kühe ließen sich von unseren sportlichen Leistungen nicht aus der Ruhe bringen. Die Nähe der Rindviecher war sehr oft bedrohlich, und ob wir konnten oder nicht, wir mussten landen. Erste Zuschauer fanden sich ein und Fragen wurden gestellt. Die meist immer mit demselben Satz begannen; was kostet das, ist das nicht teuer, und gefährlich. Hubert war begeistert und wurde ebenfalls Mitglied. Sein Gelände aber verlor seinen Reiz
Wir planten und taten großes. Wir flogen, wir hoben ab, wo immer wir wollten oder durften. Auf Modellflugplätzen, am Schalker Stadion, in der Knüste, bei Maria Feen, selbst die Recklinghäuser Trabrennbahn wurde be- und erflogen.

Schleppverein, wir schleppten die Winde, Heute hier hin, morgen dort hin.

Stillgelegte Zechenbrachen wurden unser Tummelplatz. Sogar mitten in Castrop-Rauxel, beim Kalle vor der Haustür. Du Pförtner wann kann ich die Schlüssel haben? Die vom Bergamt haben gesagt... der Ärmste hat sogar Nachschlüssel machen lassen.
Das gefiel auch unseren Gästen Max Icx mit Gattin vom Niederrhein die meistens im Wohnmobil anreisten. Es war schon eine schöne wilde Zeit. Auch auf der Trabrennbahn, das ist aber eine Geschichte für sich.
 

Na klar, auf der Trabrennbahn sind wir schon sehr oft geflogen. Dieses riesige Oval war hervorragend für unsere Zwecke geeignet. Der einzige Wehmutstropfen bei der Landung war der mitten drin liegende große Teich und den unendlich vielen Peitschenlaternen die das Oval einsäumten. Im Teich konnte man so eben noch drinstehen, zum Baden war er nicht gerade einladend mit seinen vielen Wasserpflanzen.

Aber es war warm, sehr warm,- damals. Wer aber außer uns Drachenflieger hat jemals mitten auf einer Trabrennbahn Schwimmen können. Steffi machte den Anfang. Weil sie, ausgetucht so gut aussah, aber auch sonst ganz gut drauf war, ließ Heiner es sich nicht nehmen ebenfalls, aber mit Pitch up, die wenigen Goldfische zu erschrecken. Welcher Drachenflieger hat schon eine Badehose unter seiner Fliegerkluft.
Das Ralf Arning zwischenzeitlich in der Nachbarschaft in einen Apfelbaum landete, merkte keiner. Die Bäume standen aber in Privatgärten und es rauschte ganz fürchterlich im oberen Geäst. Schreien hätte ihm nichts genützt.

Der vorbeifließende Straßenverkehr war viel zu laut und der Eigentümer sollte ihn ja auch nicht erwischen. Wir waren derweil im Wasser beschäftigt. Der Platzwart machte dem Treiben ein Ende. Behielt uns aber in guter Erinnerung. Doch seit jener Zeit steht ein Schild auf dem Gelände, "Baden verboten".
Beim Ralf stand auch die Winde. Ralf war Dachdecker. Er spürte die Thermik zuerst, hoch oben bei seiner Arbeit. „Feierabend“, die,- seine Leute wurden nach Hause geschickt, meistens nahm er sie aber mit. Er wollte fliegen und die ganze Firma musste zusehen. Frank Neumann, er war zu der Zeit gerade der Pubertät entwachsen, der Kalle zur Zeit mit unendlich viel Zeit, waren schnell verständigt.

Man schleppte sich gegenseitig, und genoss die Freiheit auch unter der Woche. Immer mehr Piloten schlossen sich den kleinen Trupp an. Einige der Heute so gestandenen Piloten, ich kann mich sehr gut daran erinnern, machten bei schönen Wetter sehr oft Blau.

Das herumzigeunern sollte aufhören.
Ein Eigenes Gelände musste her. Entsprechend lang sollte es schon sein. Der Gerd, der Frank und der Kurt fuhren hunderte von Kilometern und suchten und suchten. Flasche Schnaps gegen Gelände zu tauschen.
Der Erfolg war meist niederschmetternd. Hin und wieder fanden wir einen Bauern, der uns auf seine abgeernteten Felder einige Runden ziehen ließ. Dann war meist Großflugtag angesagt.

Sehr oft war der erste Tag dann auch der letzte. Ähnlich erging es uns auch auf Modellflugplätzen. Oft wurde der angrenzende Acker ohne zu fragen mitbenutzt. Oder auf Feldwegen, die dann irgend ein Anlieger blockierte, indem er mit seinem Auto auf unserem Seil stehen blieb, meistens war es der Eigentümer, der auch durch gutes Zureden nicht zu bewegen war weiterzufahren.
In der Zwischenzeit flogen wir schwarz und schwärzer. Irgendwann hatte die unkontrollierte Schlepperei ein Ende. Wir wurden seriöser.
Gert hatte die nötigen Beziehungen zur Stadt, über den damaligen Amtsleiter Karl-Heinz Tscheschke geknüpft. Wir waren teilweise auch schon im DAeC organisiert.
Es entstand der Begriff Öffentlichkeitsarbeit. Wir flogen nicht mehr wild, nein wir flogen vor.

Wir wurden gelenkt.
Überall hinterließen wir gute Eindrücke. In Maria-Feen zum Fest 1100 Jahre Reken gaben wir unser bestes, leider wollte die blaublütige Herrschaft uns nicht wiedersehen. Ein Graf hatte hier das sagen, Scheiß Adel, wir hatten sogar einen im Verein, aber der Max konnte nichts dafür. Max wurde auch Fluglehrer und man sah ihn immer seltener.
        
Der VDV wurde im Kreis sehr bekannt. Besonderen Wert legte Gert auf das e.V. Das muss hier ja auch `mal gesagt werden, denn damit konnten wir uns vermarkten.
Vermarkten zB. im Festspielhaus als schmückendes Beiwerk einer Ausstellung. Der VDV hatte bald einen guten Namen. Manch schönes Wochenende verbrachten wir im und am Festspielhaus.
Oder bei irgendwelchen Veranstaltungen. Stellten einen oder zwei Drachen aus und beantworteten die unmöglichsten Fragen

Der Zweite Vorsitzende wurde gewechselt. Der Neue hieß Dieter Krüger. Dieter suchte immer nach jedem Start den Landeplatz wieder, ohne ihn zu finden. Dieter war auch der erste, der mit Flugverbot belegt werden musste. Dieter war voller Ideen, konnte sich leider nicht lange halten, so musste unser Kurt die Sache in die Hand nehmen.

Unsere Fluglehrer Peter Bener und Heiner Böcher verließen den Verein. Warum weiß der Geier, oder nur der Gerd.
Werner Ullrich, ebenfalls Fluglehrer, machte sich Selbstständig und ging nach Damme.

Schleppverein: Wir mussten die Winde weiterhin schleppen und diesmal ging es nach Olfen.

Olfen ist eine schöne Stadt, klein aber Oho!. Da findest Du endlich einen Bauern der ja sagt und es auch so meint
Der Rat der Stadt sagt aber nein. Und dann war da noch der Oberlehrer!. Es war wieder einer jener Tage die zum Großkampftag geeignet waren. Die Entzugserscheinungen der meisten Piloten waren so groß, dass die darunter leidenden Ehefrauen ihren Obergatten einen freien Tag bewilligen mussten.
Also auf nach Olfen. Das Gelände war nicht schlecht. Ein frisch gepflügter Acker. Damals war kein Gelände schlecht, egal wie es aussah, wichtig war, dass wir es nutzen durften. Wenn es sein musste starteten wir mitten aus einem Kornfeld oder Rübenacker-. Wie in Castrop-Rauxel.

Also richtig dicke Schollen, frisch gepflügt aber das machte nichts, wir hatten ja unser Geländemotorrad. Wenige Starts waren gemacht. Das Seil auslegen war Schwerstarbeit. Horst Regler saß auf den heißen Ofen und schleppte das Seil, naja; er wollte mit dem Seil -, zum Startplatz. Das Motorrad , - das weiß man aber heute nicht mehr so genau, - wollte wohl nicht. Es bleibt zu sagen, - beide landeten in einen Graben - und die Maschine soff ab.
Scheinbar, - hatte der Zigaretten schnorrende Oberlehrer, - nur darauf gewartet, er eilte mit einem Fotoapparat bewaffnet zur Unfallstelle um mit Kalle, - der stand schon bis zu den Brustwarzen im Morast, zu helfen das Motorrad zu bergen.
Knips, Knips, Knips, er fotografierte den armen Kalle von allen Seiten. Nun greif doch `mal mit zu, ich bekomme die Maschine nicht allein heraus motzte Kalle " Ich benötige die Bilder als Beweis" nuschelte der Oberlehrer. Mich kannst du doch nicht einfach fotografieren stöhnte Kalle, ich hab´n Recht auf mein Bild, gib ’mal den Film raus
Und als Kalle das Motorrad sausen ließ, den Graben entstieg um den Kerl beim Filmwechsel zu helfen, verließ dieser fluchtartig den Ort des Geschehens. Beim Weglaufen verlor unsre Oberlehrer seinen rechten Holzschuh, streifte auch den Linken vom Fuß und rannte auf Teufel komm raus davon.
Vom Laufen motiviert, es war ganz bestimmt nicht anders, rannte Kalle hinterher und wollte doch nur den verlorenen Holzschuh seinem Eigentümer zurückgeben. Vielleicht hätte man tauschen können, Film gegen.......
In der Zeitung stand fälschlicherweise etwas von wilden Drachenflieger der Naturschützer mit geklauten Holzschuhen erschlagen wollte.
Kurt hatte zu der Zeit noch geraucht und bedauert noch heute das er diesen Flüchtling einige von seinen Zigaretten abgab.
In der folgenden Ratssitzung hatten wir Drachenflieger keine Chance.

Wir könnten ja abstürzen ins nahe Kernwaffenlager der Bundeswehr, das hätte fatale Folgen, auch für die Stadt. So und so ähnlich, argumentierte eine Rats frau und fand damit bei ihren Ratsbrüdern Zustimmung. Die Naturschützer kamen auch zu Wort. Auf der ganzen Welt sagen die immer das gleiche, wir kennen das schon.
In dem besagten Graben wären Graureiher die eingehen würden, wenn sie mit Motoröl verseuchte Frösche aufnehmen würden. Und dann die anderen Tiere und, und, und Olfen Lebewohl.

Wir hatten gute Kontakte zu der verschiedenen Segelflugvereinen und waren meist gern gesehene Gäste. Schließlich waren wir Mitglied im DAeC und unsere großen Brüder sollten uns in der Aufbauphase unter die Arme greifen.
Mittlerweile engagierte sich Gerd Köhler sehr stark beim DAeC auf Landesebene. Wir hatten Zeitweise über 140 Mitglieder. Da wurden selbst die Ungeborenen schon eingeplant. Er hatte großes vor.

Der Knatsch zwischen dem DHV und dem DAeC erreichte gerade seinen Höhepunkt, da richtete der Vestische Drachenfliegerverein seine 1. Westdeutsche Schleppmeisterschaft an der Winde aus. Die Veranstaltung wurde auf dem Segelflugplatz Dorsten durchgeführt.
Der Zuschauerandrang war riesengroß und es wurde ein unvergessliches Ereignis.
Wolfgang Braun vom Drachenfliegerclub Elpe landete zur Freude aller Fotografen seinen Drachen, die Werbefläche entsprechend berücksichtigend, so gekonnt in einen Baum, das selbst später eintreffende Zuschauer noch beeindruckt waren.
Ralf Arning erreichte eine Höhe von über 600 Metern, wagte aber nicht das Seil auszuklinken. er verbrachte eine halbe Stunde in dieser Höhe am Seil und wurde dann langsam mit der Wind von Frank Neumann wieder zum Boden gezogen.
Ralf wurde somit zum Sieger der 1. Schleppmeisterschaft gekürt.

Den ersten Platz hätte sicher ein Anderer verdient gehabt. Leider ist mir der Name des Piloten entfallen. Ist auch gut so. Bei der Siegerehrung wäre er mit Sicherheit erschlagen worden. Der besagte Pilot erreichte durch den stärker werdenden Wind mit Thermikunterstützung eine traumhafte Höhe und ging auf Strecke, - mit unserem Schleppseil von über 1000 Meter. Irgendwann hat er das Seil aber doch bemerkt und dann mit einem Schlag auf seiner Klinke ganz Dorsten verkabelt.

Bis spät in den Abendstunden durften wir mit Zangen bewaffnet unser Seil suchen und bergen. 80 Meter überm Kanal. 27 Meter über der Eisenbahn. 170 Meter Lippe. 39 Meter über der Wasserstraße. 200 Meter Brunnenstraße. 49 Meter Halterner Straße. der Rest lag auf der Zeche Leopold und im Bereich der Ruhrgas AG.
Die Meterzahlen sind natürlich wie immer ohne Gewähr.

Mit den Dorstener Segelfliegern haben wir auch heute noch gute Kontakte.
Sie nahmen diesen Zwischenfall nicht so ernst. Vielleicht weil sie glaubten, das sich unser dünnes Seil von allein in der doch noch so belasteten Luft auflöst.

Weitere Segelfluggelände wurden unser Tummelplatz. Haan-Hilden, Heeren -Werve, Schameda usw..
In Schappdetten fanden wir wieder einmal einen Bauern der uns freundlich aufnahm, nicht aber die Jäger, die hatten wieder einmal die besseren Argumente.
Eine zweite Schleppmeisterschaft wurde in Elpe ausgetragen. Unheimlich viele Pokale wurden verteilt und unser Verein wurde weit über die Grenzen bekannt. Zwischendurch schleppten wir `mal Hier `mal Dort.
Wir mussten lernen umzudenken. Bares sollte auf den Tisch.
Beim Einbringen von Bares war der Halter des Flugplatz Altena-Hegenscheid bereit uns aufzunehmen. Unser Gert knüpfte hier recht gute Kontakte.
Der Flugplatz liegt in einer traumhaften Landschaft hoch oben über der Burg Hegenscheid.

Hier sollte unser neues Zuhause sein. Wir waren alle begeistert, erst 'mal.
Mischflugbetrieb. B-Schein Voraussetzung. An der Kante dürft ihr aber nicht. Landewiese 800 Meter vom Startplatz entfernt usw. Mit diesen Einschränkungen lebten wir recht gut. Alle waren irgendwie zufrieden.
Die B-Schein Theorie wurde an 3 Tagen oben beim Gert gebüffelt. Werner Ullrich vermittelte den Unterrichtsstoff. Einige Piloten holten ihre fehlenden Höhenflüge in Südfrankreich nach.
Der VDV hatte Piloten die fliegen konnten. Das Sicherheitsbewustsein wurde größer. BZF II Lehrgänge wurden angeboten. Der Eine oder Andere machte seinen UL-Schein und Hegenscheid war unser Zuhause. Die Welt war in Ordnung. Der VDV war Ausbildungsverein.
Erst ein Drachen, dann ein Segelflugzeug, wieder ein Drachen und dann, halt Stopp, es kommt gerade eine Chesna herein. Start frei, halt Stopp, siehste das UL, das müssen wir erst landen lassen. Aber jetzt, ne, ne die Segler wollen erst 'raus, wir sollen noch warten.
Gut, wir kamen auch 'mal in die Luft. Aber das wahre, war s nicht. Der Flugplatzhalter stellte uns sogar einen Gelenkbus zur Verfügung, wir sollten uns wohl fühlen.
Uns fehlte und wer will es uns verdenken ein eigenes Gelände.
Trotz der Super durchgezogenen 3. Westdeutschen Schleppmeisterschaft. Trotz der Superflüge über Altena und Umgebung.
Als dann noch Landegebühren eingeführt werden sollten, brachen wir unsere Zelte auf Hegenscheid wieder ab.
Hier wurden auch die erste Unstimmigkeiten zwischen unseren Gert und einigen Mitgliedern deutlich.
Gert war der Obermacker, wie er was machte und bezahlte war keinem so recht klar. Eigentlich war uns das Egal, wir wollte ja nur fliegen. Nur wenn er wieder einmal mit dem Hut auf Sammeltour ging, muckten wir auf. Die Fluglehrer liefen ihm weg. Die Zweiten Vorsitzenden wechselten, immer öfters. Über seinen DAeC Haushalt schwieg er sich aus. Den Bratwurst und Bierverkauf auf Hegenscheid ließ er sich aus der Hand nehmen. Die Wirtin machte Superumsätze und wir schrieben rote Zahlen.
Hegenscheid wurde zu teuer.

Endlich unser eigenes Gelände.
Lässt Du uns 'mal fliegen, fragten wir den Theo Schlüter. Er war Eigentümer von über 40 ha in Datteln. Theo ließ uns. Auf den Weg konnten wir ja nichts kaputt machen. Wir hatte auf einmal, oh Wunder 700 Meter Schleppstrecke zur Verfügung. Natürlich gegen Bares versteht sich. Wir benötigen aber noch eine Landewiese hier unten. Kein Problem und Theo hielt die Hand auf. Kein Problem wurde auch die Erweiterung des Geländes bis es unseren Ansprüchen genügte.

Natürlich gegen Bares. Kein Problem auch die Jäger. Endlich ein Bauer wie wir ihn brauchten.
Das Gelände war thermisch super, zumal über dem nahen Kraftwerk immer etwas ging. Selbst im tiefsten Winter blieb manch ein Pilot oben. Die Nähe der Mülldeponie war wohl geruchsbelästigend, aber sie war auch eine hervorragende Thermikquelle.

Gerd ließ seine Verbindung zum Sportamt einfließen und so wurde das Gelände, obwohl die nahe Bundesbahn und das Kraftwerk ihr Votum einbrachten, nach § 25 Zugelassen. Die Unterstützung der Städte Dattel und Recklinghausen war uns sicher.

Der Vestische Drachenfliegerverein hatte endlich eine Hausnummer.
Mit großem Tara wurde das 1. eigene Gelände eingeweiht und gleichzeitig wurde die 4. Westdeutsche Schleppmeisterschaft eingeläutet.

Die Bürgermeister der Städte Datteln und Recklinghausen waren Anwesend. Zur Siegerehrung nahm selbst ein Vertreter der Stadt Haltern teil um unsern Heinrich seinen Pokal zu überreichen. Der 1. Vorsitzende des DAeC Plank kam zur Eröffnung und die Fahnen der Stadt Datteln und Recklinghausen schmückten unser Gelände. Da konnte selbst der VDV nicht nachstehen und so fertigte Sonja Maack eine eigens auf den VDV abgestimmte Fahne aus reiner Seide an.

Der Bier und Wurstverkauf floss in unsere Kasse und alle waren rundherum zufrieden auch wenn das Wetter nicht so ganz unseren Wünschen entsprach.
Es waren Tage die man gern' im Gedächtnis behält. Obwohl einige mit dem Nebel in ihren Köpfen durch den ansteigen den Alkoholpegel so ihre Sorgen hatten.
Heinrich Berse führte unsere Startkasse und war wie der Teufel hinter der Seele, hinter den Startgebühren her. Startgebühren von über 12000 DM pro Jahr wurden erreicht. Flugtag war jeder Tag an dem es nicht gerade regnete.         Für die Meisten war das Gelände so optimal, das selbst nach Feierabend noch einige Flüge durchgeführt werden konnten

Der VDV blühte auf. Damit auch immer an allen Tagen der Windenmotor brummte wurden mehrere Schlepplehrgänge durchgeführt. Aus den Flugschülern die nicht alle im VDV untergebracht werden konnten oder wollten, gingen die Mitglieder der zukünftigen Vereine Coesfeld und Uedem hervor.

Wir reisten auch nach Dunkeldeutschland, nach Schmallkalden um den Leuten drüben unseren Sport nahe zu bringen. Sozusagen als Delegation der Stadt Recklinghausen. 10 DM Eintritt für Wessis. Rudi brauchte als Österreicher nichts bezahlen. Geflogen wurde an einer Russenkaserne. Die Schulklassen des Ortes bekamen frei. So sagte man. Aber nur eine Lehrerin mit einigen Schülern die bei Ihrer Wanderung zufällig bei uns vorbei kamen sahen staunend zu. Die gastgebenden Piloten schraubten damals noch Ihre Drachen aus Wasserleitungen zusammen. Fliegen war in der DDR offiziell verboten.

Weiterhin wurde Öffentlichkeitsarbeit sehr groß betrieben.
Dann kam der große Tag des VDVs.
Es kam der Tag der Tage. Der große Renntag. Auf der Trabrennbahn in Recklinkhausen. Das Rennen des Vestischen Drachenfliegervereins
Gerd hatte nach Anfrage durch das Sportamt zugestimmt, für einen Renntag den VDV als Pate zu stellen.


Jeder Lauf hatte seinen Preis.
Preis der Fliegerfrauen: Preis der Cumuluswolken Großer Preis der Drachenflieger usw.. Allein 9 Rennen liefen unter den Vestischen Drachenfliegerverein.
Der Veranstalter stellte für uns eine ganze Loge zur Verfügung. Wir wetteten nach Herzenslust.

Die Totalisatoren wurden von den Piloten belagert. Mit Wetten hatten die Wenigsten Erfahrungen. Kalle setzte einmal alles auf den Mann mit dem Goldhelm und hatte gewonnen. Ursula freute sich mit ihm.
Jetzt kannst du dir einen neuen Drachen kaufen, leider war sein Einsatz nur 10 DM.
Das Ergebnis war gerade ausreichend um sein Bier zu bezahlen und um noch `ne Bratwurst zu ordern.. Nach jedem Rennen wurde dem Sieger der obligatorische Blumenstrauß überreicht.
Unsere Fliegerfrauen Schritten erhaben zur Tat, denn es gab ja von den jeweiligen Sieger noch ein Küsschen. Es war schon ein schönes Erlebnis und durstig ist auch Niemand nach Hause gefahren.
Um weiter für den VDV zu werben stellten wir an einem späteren Renntag zwei Drachen ins Foyer der Rennanlage und standen mit Rat und Tat allen Fragen offen gegenüber.
Es war sicher der falsche Ort. Die vom Wettfieber getriebenen Menschen nahmen uns kaum war. Versäumt hatten wir aber auch nichts.


Wir brauchen eine Hütte.
Mensch sagte der Zuschauer, ich hätte da in Köln-Bonn eine Hütte die ganz euren Bedürfnissen entspricht, wollt' ihr die haben. Wir wollten. So machte sich Gerd mit einigen Neumitgliedern auf den Weg, Die Neuen waren noch zu begeistern, Guido kann ein Lied davon singen, um eine sogenannte Bruchbude zu demontieren.

Am liebsten wären unsere Jungs wieder abgefahren, nachdem sie diese wirkliche Bruchbude in gesehen hatten. Gerd konnte so schön motivieren und so wurde alles Brauchbare verladen.
Sie opferten einen Superflugtag und sahen aus wie die Schweine als sie wieder in Dattel eintrafen.
Das ganze Material wurde erst einmal deponiert und sollte dem Feuer, irgendwann, übergeben werden.
In Datteln wurden die ersten großen Strecken geflogen und der Tag, der 4. Westdeutschen Windenschleppmeisterschaft nahte. So wurde die Hütte trotz aller Bedenken aufgebaut. Ein extra dafür gefertigter Bauantrag wurde von Joachim Faethe entworfen und auch eingereicht. Die Hütte stand.
Etwas windschief aber bildschön anzusehen. Mit Hammer, Nägel und Pinsel wurde sie im Laufe der Zeit immer schöner. Auf 4 X 6 m wurde die Einrichtung untergebracht. Mit fließenden Wasser, Strom und Telefon hatten wir alles was ein Fliegerherz begehrte.

Wer will die vielen Feste und Feiern, die Saufgelage und die heißen Diskussionen hier vergessen?. Manch einer unsere Piloten hatte später Tränen in den Augen als Datteln zu Ende war. Zu unserer Hütte konnte man auch am Sonntag bei strömenden Regen, oder im tiefsten Winter, selbst beim Wetter, in dem man kein Hund vor die Tür lässt, kommen. Es war immer jemand da und wenn es nur der Rollstuhlfahrer war, der schon vor noch verschlossener Tür auf Einlass wartete.
Der Typ brauchte sein Bier und fühlte sich beim VDV Pudelwohl.
In der Hütte konnte man auch übernachten und die Heizung funktionierte, wenn nicht gerade einmal wieder die Gasflasche geklaut war. Der Kühlschrank war immer gefüllt und die Getränkekasse mahnte wiederholt zur Ausrichtung einer großen Fete
Joachim stiftete einen Bauwagen mit 6 Betten. Hier konnten die Alkoholgeschwängerten Bäuche sich zur Ruhe begeben.
Ein vorhandenes mit Wasserspülung eingerichtetes stilles Örtchen motivierte manch eine unserer Piloten- Frauen, immer öfters dabei zu sein. Meist wurde das stille Örtchen vom Kalle missbraucht um hier heimlich sein Zigarettchen zu rauchen. Der Ärmste versprach ja mittlerweile jeden zweiten Tag, dass er dem Rauchen endgültig entsagt hätte. Auf den versprochenen LKW mit Bier, wenn er wieder......., warten die Mitglieder noch heute.
Bei der Westdeutschen Schleppmeisterschaft flogen Rudi Weigl und Lutz Maack erstmals über 80 Kilometer und belegten die ersten Plätze.
Im Oktober, die Hüttenkasse war wieder einmal prall gefüllt, reiste der Verein zur Mosel. Tage vorher herrschte mieses Wetter und Niemand glaubte noch an eine regenfreie Tour. Morgens um 6 trafen wir uns im Gelände

Das Wetter klarte auf und der Busfahrer erzählte Witze am laufenden Band. Der Bus hatte ein Kennzeichen aus den neuen Bundesländern. In Cochem hieß es schau 'mal die Ossis kommen. Im Allgemeinen sind wir aber nicht negativ aufgefallen. Bei der anschließenden Weinprobe mimten unsere Piloten großen Sachverstand. Nach jeder Probe nickten wir beifällig und am Ende wurde der Kofferraum im Bus mit vielen georderten Flaschen aufgefüllt.
Während der Moselfluss-Fahrt zur vorgerückten Stunde zeigte es sich, dass der VDV Stimmung machen kann. Selbst eingefleischte Nichttänzer ließen sich von uns motivieren das Tanzbein zu schwingen.
Ob das Schiff schlingerte durch unsere Polonaise ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Ole, Ole wir waren die Champions, so und ähnlich hörte sich der Gesang an, den wir auf den Heimweg anstimmten. Die georderten Weine wurden sozusagen auf der Heimfahrt platt gemacht.
Einige bedauerten später diese Fahrt nicht mitgemacht zuhaben.

Zum Nikolaustag kamen alle Kinder unserer Mitglieder auf ihre Kosten. Der Erste Nikolaus wurde von Peter Seifert gespielt. Einige Kinder erkannten Peter zwar, waren sich aber nicht ganz sicher und welches Kind wollte widersprechen, wo doch in dem großen Sack eine Überraschung wartete. Rudi Weigl war der fliegende Nikolaus. Aus geringer Höhe warf er kleine Überraschungen an Fallschirmen ab.

Es war eine riesen Gaudi wenn sich alle Kinder von ihren Eltern losrissen um in den durchnässten vom Regen aufgeweichten Feldern Ihren Schirm suchten. Meistens flogen diese Schirmchen nicht in die geplante Richtung. Für spätere Nikolausfeiern hatten wir dann einen Richtigen Weihnachtsmann den keiner mehr kannte. Ursulas Vater spielte diese Rolle so überzeugend dass sich sogar Ulli Orgas einige Rutenschläge einfing.
In dieser Zeit entstand auch das VDV Die-ti-lied. Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh

Weigl Film Tatort Schimanski

Zu jener Zeit trat auch die Bavaria Filmgesellschaft an den VDV heran um einen Stunt in den neuen aber letzten Schimanski Tatort mit einem Drachenflieger einzubauen.
Rudi Weigl war der auserwählte. Mit großem Aufwand wurden die Dreharbeiten in Düsseldorf durchgeführt.
Wir schleppten erstmals in der Fliegergeschichte, wenige Kilometer vom Großflughafen Düsseldorf, einen Piloten über den Rheinwiesen in die Luft. Mit wagemutigen Flugeinlagen, vorbei an Wohnblöcken in Balkonhöhe meisterte Rudi alle von ihm verlangten Einstellungen. Einige dieser Flüge waren schon sehr Extrem und hätten bei schlechteren Wetterbedingungen ins Auge gehen können. Hier stimmte aber alles.

Nicht alles stimmte mehr in unserem Gelände. Da hielten sich einige Gäste nicht mehr an die Spielregeln und gefährdeten unser Gelände aufs äußerste.
Manche dieser Herren sind unvergessen geblieben. Hier allerdings Namenlos. Nachtragend wird auch Niemand mehr sein.
Aber die besonderen Leistungen sollen doch erwähnt werden.

Ausklinkhöhe 450 Meter, Seilriss im Reffseil, geklinkt, Schirm fliegt und fliegt...legt sich über die "R" und "P" Leitung des Kraftwerks, patsch, Kraftwerk schaltet ab, Bundesbahn 2 Stunden kein Strom.

Ausklinkhöhe 580 Meter, Seil reist an der Winde, legt sich über die Hochspannungsleitung, Kornfeld brennt.
Schlepphöhe 550 Meter, Hubschrauber der Bundeswehr in 300 Meter Höhe, Seil fast im Rotor. Drachenflieger knallt in die Halde am Kanal.

Schlepphöhe 590 Meter, Motorsegler mit Flugschüler im Platzbereich, Seil fällt dem Piloten fast ins Cockpit.
Schlepphöhe 600 Meter, kein Seilriss, Pilot klinkt und will bei extremen Gegenwind den Platz erreichen, landet im Kanal.
Pilot startet, nicht eingehängt, Glück gehabt und weil es so schön war dasselbe noch einmal.

Zwischendurch gab es auch Erfolgserlebnisse. Herbert Baier flog bis nach Nimwegen über 100 km.

Am "schönsten" waren die Außenlandungen, auf der Eisenbahnbrücke, in den Bäumen, aufs Toilettenhäuschen und in die Umliegenden Felder. Vor allen der Raps hatte eine magische Anziehungskraft auf einige Piloten. Man konnte dann herrlich kommunizieren, weil man allein den Ausgang nicht fand oder es nicht schaffte sein Gerät herauszutragen. Der Theo, unser Bauer hatte großes Verständnis für die kleinen Lappalien und hielt wieder die Hand auf. Die Außenlandungen waren für ihn willkommenes Schluckgeld. An manchen Tagen kamen über so 50 DM zusammen.

Das Kraftwerk, unser Kraftwerk wie wir es nannten, ließ an manchen Wintertagen super Flüge zu. An wider anderen Tagen stank es zum Himmel, zog aber immer wieder Piloten in seinen Bann. Oft kamen Anrufe; die Herren Piloten möchten bitte nicht so tief fliegen, es könnte ja jemand in dessen Kühltürme stürzen. Diese Vorstellung allein löste bei einigen Piloten Schaudern aus. Wer jemals in diese Türme mit ihren Rotoren gesehen hat, hat auch den nötigen Abstand eingehalten.

Die Betreiber des Kraftwerkes waren gegen unseren schönen Sport. Gefahrloser Flugbetrieb konnte nicht mehr gewährleistet werden. Der RP, damals noch zuständig für die Zulassung, erlaubte Flugbetrieb nur noch mit besonderen Auflagen. Die Stadt Datteln plante die Erweiterung des Industriegebietes. Gerd Köhler kandidierte nicht mehr zum 1. Vorsitzenden. Die weitere Genehmigung zum Flugbetrieb wurde versagt. Der VDV in einer Krise. Ein neues Gelände musste her.
Der neue Präsi hieß Kalle, seines Zeichen 2. Vorsitzender und kommissarischer 1. Vorsitzender sprang ins kalte Wasser.
Wie viele Kilometer der Ärmste gefahren ist, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Die Ruhrkohle, Wasserwirtschaftsämter, IBA Emscher Park, Naturschutzbehörden, Kommunalverwaltungen und Verbände, Grafen und Gräfinnen und immer wieder Bauern wurden angesprochen.
Viele Karten und Katasterblätter mussten eingesehen und besorgt werden. Die Probleme waren schon sehr groß. Anzeigen in den Bäuerlichen Zeitschriften blieben meist Ergebnislos.

Überglücklich konnte Kalle eines Tages einen Erfolg verbuchen. Wir lernten Ewald Spöde in Seppenrade kennen. Hier aber kristallisierte die ganze Problematik einer Geländezulassung fast zu einem Spießrutenlaufen. Es wollten Leute Vom BUND mitreden, die Landschaftsbehörden planten urplötzlich ein Naturschutzgebiet. Trotz Vorfliegen und vieler Gespräche platzte unser Traum.
Alles wieder von vorn. Weiter suchen und wieder feststellen wie sehr unser Land verkabelt ist. Hochspannungsleitungen, Niedervoltkabel ohne Ende. Dazu Zäune, Gräben, Wege und und.

Der VDV Wendepunkt und größte Stress aller Zeiten.

Kalle hatte Endlich ein Gelände gefunden.
Zuvor waren schon wieder 3 Geländezusagen gescheitert. Aber nun sah alles sehr Erfolgversprechend aus. Es häuften sich die Angebote auf einer von uns aufgegebenen großkotzigen Annonce in der bäuerlichen Zeitung.
Die meisten Gelände waren aber zu weit für unsere Piloten. Unter anderen hatte auch Ludger Stadtmann Interesse angemeldet. Ein Termin wurde vereinbart.
Am Kamener Kreuz aber gab der Motor in Kalles Wagen seinen Geist auf. So dauerte es dann doch noch eine weitere Woche bevor man sich kennen lernte.
Ludger ließ sich überzeugen dass er keine Katze im Sack kauft und sah sich unser ehemaliges Gelände in Datteln an. Hubert Bergmann unser Vereinsbauer und Theo Schlüter untermauerten Kalles Aussagen.
Wir wollten es Miteinander versuchen.
Die Einverständniserklärung von Stadtmann lag bald vor und- naja in 6 Wochen dürfte die Genehmigung ebenfalls vorliegen. So dachte man noch, als vorsichtig Einsicht in den Katasterblättern und Landschaftsplänen genommen wurde. Mit noch großen Optimismus und noch größerer Begeisterung wurde ein Zulassungspaket erstellt.
Aber dann fing der Kampf erst richtig an.Da fragt das Umweltamt der Stadt Hamm das Planungsamt ob denn Bedenken bestehen.
Na  klar, ‘ne ganze Menge; das Gelände ist angebunden an beiden Straßen und eine bauliche Maßnahme wie diese könne nicht Genehmigt werden.
Der Verein solle erst einmal genau beschreiben was er denn machen möchte in Hamm. Und warum gerade in Hamm.
Wir haben geschrieben und zwar so Umfangreich dass das komplette Umweltamt der Stadt Hamm mit dem nun erhaltenen Fachwissen ohne Bedenken zur theoretischen Prüfung zugelassen werden könnte.
Nicht wenige persönliche Gespräche trugen dazu bei, fehlendes Wissen zu ergänzen.

Dann legen wir die Zulassungsfrage der Bezirksvertretung zu Entscheidung vor. Sagt Hamm. Natürlich mit der entsprechenden Verwaltungsvorlage des Umweltamtes.

Die Stadt Hamm erhebt Bedenken:
Die Verkehrsanbindung über die Barsener-Straße ist der Zusätzlichen Belastung nicht gewachsen,
Verkehrsgefährdungen durch Irritationen und Schaulustige, keine Stellplatzmöglichkeiten für Piloten und Besucher, Genehmigungen für Nutzungsänderungen der Hoffläche, evtl. baurechtliche Veränderungen,
Zubringerverkehr von den Stellflächen, und wenn mit Lepo, keine Wendemöglichkeiten, Infrastruktur gestört durch weitere Parkplätze, Unterstellmöglichkeiten für Begleitpersonen, Zäune, Toilettenanlagen, Grillplätze.

Aus landschaftspflegerischer Sicht ebenfalls Bedenken. Geschützte Landschaftsteile, Wäldchen, Feldgehölze und Hecken. Die auch durch ruhige Feierabenderholung noch nicht belastet sind.
Wertverlust des Landschaftraumes. Gefährdung wildlebender Tierarten. Beeinträchtigung der Heimischen Vogelwelt. Und - und.
Und dann, ...die Sitzung der Bezirksvertretung wurde verschoben. Erst im Herbst war es dann soweit.
Letzter Punkt der Tagesordnung: Der Vestische Drachenfliegerverein.
Gabi, Kurt und Kalle auf der Zuschauertribüne hörten gespannt zu. Unsere Sache ist zum Politikum geworden. Fassungslos mussten wir uns den Schmarren dort Unten anhören. Mit unter den Zuschauern war auch Wilfried Bleidiesel. Wie auf Kommando explodierten wir gleichzeitig und konnten die Versammlung als Zuschauer, aber betroffene unterbrechen. Man gab uns die Möglichkeit einige klärende Sätze vorzutragen. Gabi erläuterte nochmals unser Begehren und gab die hier sehr wohl fehlenden Informationen über unseren Sport bekannt.

Die Sitzung wurde daraufhin vertagt. Die nächsten Schritte mussten überlegt werden. Der DHV hielt sich abwartend zurück.
Alle Mitglieder der Bezirksvertretung und weitere Honoratioren der Stadtverwaltung sowie der Jagdpächter Eschaus wurden persönlich zu einem Vorfliegen eingeladen.
Um es vorweg zu nehmen nur Wenige kamen um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Das erste Mal wurde im neuen Gelände geflogen und alles wahrscheinlich für die Katz.
Weitere Informationen ua. das nun fertig gestellte Wildbiologische Gutachten wurden nachgereicht.
Der Grünflächenausschuß und der Umweltausschuss erhielten ebenfalls Verwaltungsvorlagen vom Umweltamt um in ihren Sitzungen die ablehnende Haltung der Stadt zu bekräftigen.
Es tat schon weh, auch auf diesen Sitzungen nur zuzuhören. Es tat schon weh so viel ablehnende Haltung des Umweltamtes zu spüren.

Uns wurde immer klarer dass mit dieser ablehnenden Einstellung der Stadt nur dem Jagdpächter
zugearbeitet wurde.
Dieser unterstellte uns böswilliges Verhalten und drohte auch mit einer Klage. In den Westfälischen Nachrichten fragte er mittels eines Leserbriefes, werden wir bald von Bayern aus regiert.
Der Bezirksvorsteher gab uns die Möglichkeit unseren Sport der breiten Masse vorzustellen. Anlass dazu war ein Stadtteilfest des Ortsteils Bockum-Hövel.
Wir nahmen diese Möglichkeit war und mussten wieder einmal mit Erstaunen feststellen das die Bockum-Höveler Bürger uns aufgeschlossen beurteilten. Eine von uns durchgeführte schriftliche Umfrage, für oder gegen die Drachenflieger war überaus positiv.
Es nützte alles nichts. In einer 2. Sitzung der Bezirksvertretung wurde unser Begehren mehrheitlich abgeschmettert.
Nun musste der DHV Flagge zeigen. All unsere Hoffnung legten wir in den nun vom DHV angesetzten Ortstermin
Peter Rauchenecker vom DHV, Herr Breer und Herr Stöck vom Umweltamt, der Jagdpächter sowie Gabi, Kalle und Kurt nahmen an diesen Termin teil. Die Fronten waren auf allen Seiten verhärtet.

Bis hier her haben mich meine Erinnerungen getragen. Es war sozusagen überwiegend der Anfang der Windenfliegerei. Jetzt über 25 Jahre später verblassen viele Ereignisse. Vielleicht tragen diese Zeilen einmal dazu bei, eine Chronik des VDV zu erstellen. Die Alten sterben langsam aus.
Aus dem VDV ist ein stolzer Verein gewachsen, der nun in Hamm seine Berechtigung gefunden hat.
Und dort auch nicht mehr wegzudenken ist.
Alles Gute weiterhin sagt Kalle.

Heute 2019, wieder 10 Jahre später habe ich keine Verbindung mehr zum Verein. Bleibt zusagen: Der VDV hat in Hamm- Bockum-Hövel ein neues Zu Hause gefunden. Auf der über 1000 Meter langen Schleppstrecke sind unzählig viele  Starts und Landungen erfolgreich durchgeführt worden. Die vielen Feste und gemütlichen Stunden vermag ich nicht alle aufzulisten. Meine Schwerhörigkeit veranlasste mich den Vorsitz abzugeben. Eckhard Meier aus Münster übernahm diese Aufgabe und führte den Verein weiterhin erfolgreich zur Zufriedenheit der Mitglieder.