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Rückblick,...da war
doch was?
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Wir in Lemmer Wetter
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Kanu
Diese Seite ist kein Törnbericht. - Oder doch! - Der Törn duch das
Jahr 2020.
Es ist wie ein
Weltuntergang.
Weltuntergangsstimmung, meine heile Welt bekommt einen Knacks. Selbst diese Zeilen sind anders, ...irgendwie belastend.
Wie fühlt sich Weltuntergang an?
So wie in der Sommer und Winterzeit die Uhren
umgestellt werden, sollte nun im Kalender die Jahreszahl umgestellt
werden.
Ich sag mal so: - einfach auf 2022 vorstellen oder besser,
ausradieren und vergessen.
Zweitausendzwanzig ist nun gegenwärtig. Eine Jahreszahl
die
uns immer dran erinnern wird, welche Ereignisse von Januar bis tief in
den Dezember hinein, auf uns
einprügelten.
Abhaken und vergessen wie gewünscht geht aber nicht mal so
eben.

Angenehme Erinnerungen der letzten Saison waren noch
nicht vergessen.
"Der letzte Törn Amsterdam und die Rückreise über die
Randmeere war doch erst gestern“.
Tausend gute Vorsätze beflügelten unsere Vorstellungen beim Anstoßen und
zuprosten zum Jahreswechsel.
Unendlich viele Glück und gute Wünsche sollten
uns begleiten. Alles Gute für 2020. So stand es in den
Glückwunschkarten.
Die Auflösung und Umgestaltung unserer Heimat, des
Gemeinde Campingplatzes in Lemmer war eine dieser dicken Wolken. Sie
verdüsterten schon in der Vergangenheit oftmals unseren blauen Himmel,
zogen dann aber ohne Niederschlag vorrüber. 2020 wird die große
Veränderung eingeläutet, dass beslastete uns sehr.
Schon im Jahr 2019 konnten unzählige Szenarien ausgewählt werden.
Wie man es auch drehte, es war wie ein Lottogewinn voller Nieten.
Mit Unterstützung aller Camper vom Gemeinde Campingplatz wurde dieser
„Zustand“ noch beflügelt.

Die Verantwortlichen luden 250 Camper zu einem Brainstorming in den uns
bekannten Beach Club nach Lemmer ein.
Brainstorming – Qualität durch Quantität
Das Wort leitet sich aus dem englischen Brain=Gehirn und Storm=stürmen
ab. Es handelt sich um eine effektive Methode, um in einer Gruppe die
unterschiedlichsten Lösungsansätze zu einem Themenschwerpunkt zu finden.
Das war bei uns gar nicht so schwer. Wir waren 250 Anwesende, alle mal
eben ein bisschen Doof. Jeder hatte seinen eigenen Themenschwerpunkt.

Wie „unsere Heimat“, der Campingplatz in Zukunft auszusehen hat, stand zu
diesem Zeitpunkt schon fest. Benebelt und Gutgläubig hofften wir. - Ja logisch: die Hoffnung stirbt
zu letzt.
Wir hatten recherchiert und haben Lemmer Abgeschlossen. Natürlich nun
alles mit Brief und Siegel.
"Im November des kommenden Jahres geben wir den Schlüssel ab". Noch
einmal Camping Lemmer...-
Dann wollen wir einen leidenschaftslosen Abgang
gestalten. Jetzt hoffen wir nicht mehr.
Unsere Zukunft sieht anders aus. - Ja, es tut weh". - Es ist noch schön und
es war dort sehr schön, ja hier in Lemmer.
"Die Corina, unser Segelboot steht ab sofort im
Vordergrund".
Diesen Auftrieb brauchen wir jetzt.
Wintermonate sind kalt und grau.

Gemächlich werden und wollten wir es angehen.
Das Beste draus machen.
"Bis zum 14.
Januar".
Mir ist`s kotzig, mir ist übel, mir ist nicht gut sagte Bärbel zu mir.
Das wird ein Notfall. Der Doktor registrierte Anzeichen eines
beginnenden Schlaganfalles. Um 10 Uhr lag sie in der Notaufnahme des EVK
in Castrop-Rauxel. Anschließend an der Lyse, noch im Zeitfenster das
hoffen lässt. Ja es war der zweite Apoplex, wieder ohne Warnzeichen.
Da schießen dir tausend Gedanken durchs Hirn. Du bist nicht mehr du
selber. Was ist wenn? dass sollst du gar nicht erst denken, es raubt dir den
Schlaf.
Es wird
schon werden, das hatten wir schon einmal, "...kriegen wir wieder hin",
das hatten wir auch schon einmal.
„Sie wird doch noch gebraucht“, ja, das haben wir öfters. Am 21. Januar
durfte ich meine mir angetraute Göttergattin wieder nach Hause holen.
Am selben Tag begann auch in Düsseldorf die Boot 2020. Schon im
Krankenhaus hat sie geplant mit mir dort hin zu fahren.
Ein Rollator hat sie schon über Steffi geordert."Kriegen wir wieder hin".
Starke Frau. Die Eintrittskarten und die Bahnfahrkarten waren schon vor
dem Schlag geordert. Erst ein knallhartes Nein, von ihrem Doktor
erlösten sie von dem Düsseldorfer Zustand.
Wieder zu Hause wurden sofort unsere Reha Maßnahmen umgesetzt.
Ebenso die von den Ärzten angeraten Bewegungsabläufe.
Wir legten noch eine Schüppe drauf. Jeden Tag, bei jedem Wetter stand
Henrichenburg auf unseren Übungsplan.
Im Normalfall geht der Patient nach der Krankenhausentlassung sofort in
die Reha. Bei Bärbel dauerte dieser besorgniserregende Zustand bis zum
13. Februar. Also bauten wir uns eigenen Trainingspläne.
Die offizielle Ambulante Reha Maßnahme begann dann am 13. Februar in
Dortmund. Bei den Johannitern war alles leicht überschaubar. Bärbel
wurde morgens gegen 7 Uhr abgeholt und am Nachmittag überwiegend
pünktlich wieder zurückgebracht.
Ich durfte in diesem Zeitraum noch im Fitnesscenter turnen. Es lief, den
Umständen entsprecend geordnet. In kurzen Worten: ganz gut. Bärbel war
bald wieder die alte. Kleinere Radtouren wurden unternommen. "Die
sogenannte Bärbel Aufbau Phase schlauchte ungemein". Wir hatten ein Ziel.

Dann aber überschlugen sich die Ereignisse.
Die
WHO ruft eine Pandemie aus.
Kanzlerin Angela Merkel warnt vor
einer
Überlastung des Gesundheitssystems.
Am selben Tag gibt es den ersten erfassten Todesfall im Zusammenhang mit
dem Virus. Das neuartige Virus erreicht Europa.
Auswirkungen davon spürte Bärbel schon im Johanniter Haus.
Hände waschen und Abstand halten prägten ab sofort ihren und unseren
Tagesablauf.
Am 4. März endete ihre Reha. Unser eigener Trainingsplan stand wieder im
Vordergrund. Frisch Luft und Bewegung waren für uns wichtiger als Corona.
Am Schiffshebewerk
Henrichenburg konnten wir dieses Hervorragend umsetzen.
Nach dem Frühstück waren dort nur wenige Menschen unterwegs.
Das Gelände ist
optimal und abwechslungsreich, nie langweilig und mit vielen
unterschiedlichen Treppen bestückt. Unsere Fortschritte konnte man
sehen.

Wenige Tage später einigen sich Bund und Länder
auf strenge
Ausgangs und Kontaktbeschränkungen.
Millionen Deutsche können nicht mehr
arbeiten oder arbeiten im
Homeoffice. Ich durfte nicht mehr in die Mukkibude. Corona ist bei uns angekommen.Das
wird sicherlich an uns vorbei rauschen: so war unser denken.
Was soll´s, ist sicher so etwas wie die Grippewelle: - dachten wir.
Wir fliehen nach Lemmer, ja wollten wir. Reisebeschränkungen und
Kontaktverbote gab es bisher nicht, selbst ein Friseurbesuch wurde gecancelt. Wir mussten
nach Lemmer. Zur Vorbereitung der Saison, sozusagen
Aufklaren am und im
Mobilheim.
In 72 Stunden hatten wir wieder zurück zu sein. Eine 14 tägige
Quarantäne mit Ausgangsbeschränkung wurde angedroht.
Am Sonntag fahren wir. Die Corona verschaffte uns eine fast leere
Autobahn. Irgendwie ein unheimliches Gefühl. Es beschlich uns
hauptsächlich auf der Autobahn A3 in Richtung nach Arnheim.
Minutenlang war oft kein anderes
Fahrzeug aus beiden Richtungen zu sehen.
Die Grenze wir wohl dicht sein, erwarteten wir. Noch in Deutschland kurz
vor der Grenze ein Hinweis. In riesigen Lettern stand dort: unnötiges
Reisen zu vermeiden. Bleibt zu Hause. Wir waren bis Lemmer wirklich das
ein zigste Fahrzeug mit Deutschem Kennzeichen. Diese legale,
aber
nicht
verbotene Situation war völlig neu und doch sehr beklemmend für uns.
Die im Frühjahr sonst immer so große Vorfreude auf die beginnende Saison
war wie weggeblasen. Die Holländer sahen unser Corona Covid-19 Problem
schon sehr vorsichtig aber noch ganz locker. Bei uns reifte der
Beschluss unser Mobilheim im laufendem Jahr nicht zu vermieten. Selbst
von denen zu dieser Zeit schon immer anwesenden Campinggästen, war weit
und breit nichts zu sehen.
Das Mobilheim wurde hergerichtet und soweit bestückt das wir dort länger
bleiben.
Morgen reisen wir wieder ab. Wir müssen, es könnte ja schon die
sehnsüchtig erwartete Post im Briefkasten liegen. Schon im Jahr 2019
reifte in uns der Wunsch eine gemeinsame Kur auf Borkum zu machen.
Mitten im Sommer haben wir die dazugehörigen Anträge bei der Knappschaft
gestellt. In der Hoffnung, schon in den Wintermonaten: am liebsten über
Weihnachten für 3 Wochen Borkumer Kurgast zu sein. Es kommt immer Anders
als man denkt. Meinem Antrag wurde sofort stattgegeben. Der bestand nur
aus einem Blatt mit dem Zusatz von meinem Arzt: das eine Luftveränderung
an der See, am besten Borkum angeraten sei.
Schon im Februar lag die Bestätigung vor. Ostern geht’s nach Borkum. Die
noch ausstehente Zustimmung für Bärbel war nur noch eine Frage der Zeit.
Sicher nur noch von wenigen Tagen. Daher auch immer unser Warten auf den
Postboten. Der Kurantrag von Bärbel umfasste unendlich viele Seiten mit
Arztberichten und Diagnosen. Erst nach vielen Telefonaten wo denn ihre
Bestätigung bleibe, trudelte die Ablehnung ein.
Unverständlich für uns. Am selben Tag verfassten wir den Wiederspruch
und listeten noch einmal ausführlich die Begründung mit zusätzlichem
Angaben ihres Arztes auf. Unermüdlich telefonierte Bärbel mit den
zuständigen Abteilungen und vielen Büros der Knappschaft. Das ging von
Castrop-Rauxel über Bochum bis nach Chemnitz. Das Knappschaftliche
Digitale System würde umgerüstet lautete die Antwort.
Die sich gerade breitmachende Pandemie verzögere ebenfalls die
Bearbeitung. Ja die Pandemie, die große Unbekannte. Meine Bestätigung
wurde gecancelt auf einem späteren Zeitpunkt. Allein würde ich sowieso
nicht fahren. Für Bärbel trudelte eine zusätzliche Untersuchung ein.
Ab zum medizinischen Dienst in Castrop-Rauxel. Auch hier immer wieder
mit dem Hinweis, dass unsere Kuren nur Gemeinschaftlich stattfinden
können. Ich befürworte ihren Antrag, die Bestätigung gehe Morgen raus
ließ die Ärztin durchblicken und der Zusatz mit Partner würde auch
vermerkt. Na, es geht doch

Mitte Juli wussten wir das Borkum Realität wird. Irgendwie haben es
„die“ bei der Knappschaft kapiert das Kalle auf Bärbel achten muss und
Bärbel für Kalle den akustischen
Mangel ausgleichen kann.
Uns gibt’s eben nur im Doppelpack. Eben auch auf Borkum und im
Doppelzimmer.
Zu Hause in Castrop beschränkte der oder das Virus unser Leben.

Wir lernten uns zu verkleiden, zu maskieren. Erst einmal ging gar nichts
mehr. Lockdown - Definition: Ausgangssperre, wir sind ja lernfähig. Das
Einkaufen wurde zur Tortur.
Du stehst in der Schlange, mit Mund und Nasenschutz. Gib niemanden zur
Begrüßung die Hand. Desinfektion, - beseitige die Bakterien, welche?
Totes oder lebendes Material in einen Zustand zu versetzen, dass es
nicht mehr infizieren kann.
Ja gut, wir sind wie gesagt lernfähig. Mir fehlt trotzdem der
Durchblick. Es kommen nun Aerosole dazu, in welchen Zustand soll…, ach
lassen wir das.
Die Angst reist mit, auf uns wird geschossen… mit Aerosolen, hustend
oder nießend.
Erst mal wieder nach Holland, genauer gesagt Friesland, nach Lemmer,
dort läuft noch Niemand mit Maske, Mondkapjes herum. Die Angst ist auch
dort nich weg diskutierbar. Hatten wir schon, ist aber so. Ein großes
aufatmen, durchatmen, es ist alles viel lockerer. Trotzdem, wir achten
auf Abstand und daher ist alles Situationsbedingt auch hier großer Mist.
Deine Aura, wenn du eine hast, geht bei Begegnungen auf schmalen Pfaden
flöten. Du musst die Pest haben, extrem anders duften oder warum weichen
die „Anderen“ aus. Gegrüßt wird nur noch mit geschlossenem Mund. Die
Aerosole könnten ja…. Ja man hebt auch schon einmal den Kopf oder
zumindest die Hand. Erkennen kannst du deinem Gegenüber sowieso nicht
mehr genau. Und verstehen, ne, geht gar nicht. Ich frage Bärbel immer,
wer war das? was hat er oder sie gesagt?

Unsere Corina möchte wieder einmal bewegt werden. Ja das Boot hatten wir
auch schon aus dem Winterschlaf geholt. Wenn es auch nur kurze Etappen
werden, Hauptsache Bewegung unterm Kiel. Macht mal Groote Brekken. Ein
Grolsch und einen Genever lässt sie gerade noch gelten. Darf es auch
etwas mehr sein? Wir sind ganze zweimal nach Stavoren gesegelt.
Warum nicht mehr? Warum nicht weiter? Weil die Kur und Borkum da
zwischen funkten. Hinzu kommt ein Gefühl der Enge; Angst, und Beklemmung
vor der großen Unbekannten, vor der Pandemie.
Wäre doch dieses neuartige Corona Virus in China geblieben, unser
Verzeichnis mit Törn Berichten könnte sicherlich viel Umfangreicher
sein.
Es lief relativ, fast schon Normal in Lemmer. Nur die
Kontaktbeschränkungen waren belastend. Das gewohnte: kommt mal auf ein
Bier oder zum Grillen rüber, musste unterdrückt werden. Auf Dauer geht
der Mensch dabei vor die Hunde. Bärbel fuhr auch wieder mit ihrem
E-Bike. Selbst das Einkaufen verlief damit problemlos. Die späten
Nachmittagsstunden verbrachten wir meistens auf dem Boot und genießen
noch die schon tief stehende Sonne.
Die abendliche Rückfahrt zum Campingplatz, wenn sie dann unter der
Brücke führt, hat es in sich. Die Extrem scharfe Spitzkehre ist nicht
„ohne“ wenn zudem noch einige Leute unterwegs sind muss man absteigen.
Hier legte sich Bärbel unters Fahrrad. Sie ist richtig auf die Schnauze
gefallen. Ohne Hilfe von Passanten würde sie dort noch heute liegen.

Es muss schon richtig weh getan haben. Das zeigten auch die vielen
schmerzenden blauen Flecken. Ich war mal wieder weit weg. Verspreche
aber wieder, sie nicht mehr allein zu lassen.
Der zweite Sturz ereignete sich wenig später, nachdem ihre Blessuren
abgeheilt waren. Wir wollten wieder den Abend auf dem Boot verbringen
und richtig genüsslich einen Absacker schlürfen. An der geschlossenen
Schranke zum Hafen kann man mit dem Rad eigentlich gefahrlos langsam
dran vorbeifahren.
Dort lag aber ein dickes Kabel um die Wohnmobile die jetzt hier standen
mit Strom zu versorgen. Man muss zweimal übers Kabel fahren oder
absteigen und schieben.
Warum Bärbel nach dem Sturz immer unter dem Rad liegt, erschließ sich
mir nicht. Es hat mal wieder sau weh getan und ihre Blessuren waren von
längerer Dauer. Die rechte Seite an der Schranke wäre sicher gefahrloser
gewesen. Nur hier endet jeder Sturz im Hafenbecken.“Fahrrad fahren ist
erst einmal passee. „Sie hat aber schon wieder geübt“.
Borkum ruft. Am 26.08.2020 beginnt unser Urlaub auf Borkum. Unsere Kur.
Wir haben die Anreise nach Borkum selbstständig gebucht.

Die
Bahnverbindung einschließlich Fährverbindung und Gepäcktransport. Wenn
ich am Rechner sitze ist alles möglich. Es funzt.
Obwohl ich alles richtiggemacht habe, funzte das Programm der
Deutschen Bahn nicht. Die Fehler sind bei der Bundesbahn zu suchen. Bei
der Sitzplatzreservation packt man in der Corona Zeit keine fremden
Menschen zusammen.
Der Gepäcktransport wurde vorab delegiert, mit DHL klappte es super.
Schon zwei Tage vor unserer Ankunft auf Borkum standen die Koffer in
unserem Zimmer Nr. 211. Die Anreise und zugleich die Katastrophe hoch
drei, soll hier nicht in Vergessenheit geraten.
Seit Tagen bretterte der Wind oben im Norden mit mehr als 10 bis 12 Bft
über die Landschaft und über unsere Hochseeinsel Borkum.
Geht die Fähre oder geht sie nicht? Auf den Bahnhöfen und in den Zügen
spürten wir nur einen Hauch von dem da oben herrschenden
meteorologischen Zustand.
Nur bei Orkan: - so sagte die von Bärbel angesprochene Sachbearbeiterin
der Knappschaftsklinik fährt die Fähre nicht. Wir reisen an. Mit dem
Taxi für 10 Euro zum Hauptbahnhof Castrop-Rauxel. Nach kurzer Wartezeit
oben auf dem zugigen Bahnsteig ging es flott nach Wanne-Eickel. Dann
bequem mit dem ICE bis zur Endstation nach Emden Außenhafen.
Natürlich saß an unserem gebuchten Tischchen schon ein weibliches Wesen,
die bis zum Bahnhof in Leer mit ihrem Smartphon beschäftigt war.
Ich
weiß im nach hinein nicht, ob diese überhaupt sprechen konnte.
Wir waren ja verkleidet, eben
mit Maske, vielleicht mochte sie uns nicht. Ab Leer gehörte der
Tisch uns allein. Mein Buienradar sprach immer noch von 10 bis 11 Bft
als unser ICE am Hauptbahnhof in Emden in Warteposition ging.

Bedingt durchs Wettergeschehen blieben beide Schnellfähren also
Katamarane mit Preiszuschlag im Hafen. Der Kapitän der großen Fähre kann
nur ein waschechter Ostfriese gewesen sein. Wer sonst wartet auf
verspätete Züge und packt die Passagiere der ausgefallenen Schnellfähren
noch auf sein Boot? Covid 19 kannte man hier im Norden wohl nicht.
Unseren garantierten Sitzplatz kannte auch keiner.
Wenn hundert Kitas zusammen mit ihren Eltern einen Ausflug nach Borkum
machen, könnte es nicht schlimmer sein. Dieses Gefühl hatten wir bei der
ergebnislosen Suche nach einem Sitzplatz.
Da lümmelten sich zwei, teilweise auch drei Generationen einschließlich
umfangreicher Gepäckstücke auf sämtlichen Sitzgruppen und Sitzplätzen
rum. Das haben wir nun davon. Jünger aussehen hat nur Nachteile.
Unabhängig davon: „die ganze Brut kannst du sowieso inne Pfeife
rauchen“. Das sagt man Natürlich wenn man sauer ist. Wir waren sauer.
Respekt und Achtung sind in der heutigen Zeit verloren gegangen. Wir
haben unweit der Raucherabteilung oben auf dem Oberdeck einen
geschützten Stehplatz gefunden, ganz nah am Wettergeschehen.z
Sitzen durften wir erst wieder in dem für uns bereitstehenden Bus der
uns vom Hafen zur Knappschaftsklinik brachte, natürlich mit Maske. Mit Maske
verlief auch der Empfang an der Klinik. Aber zuerst desinfizieren und
Fieber messen. Die Empfangsdame nuschelte unter ihrer Maske
entsprechende Begrüßungsworte. Bärbel war ja bei mir. Mein Kurschatten
sozusagen. Ich musste hier nichts verstehen. Die Nuschelei, also das
Sprechen hinter der Maske ging mir auf den Sack.
Scheiß Corona, scheiß Covid19. Als Opa kannst du auch
deine Zähne zu Hause lassen, das merkt kein Mensch.

Das Haus entsprach genau unseren Vorstellungen. Alles war wunschgemäß.
Unser Zimmer war optimal als Doppelbettzimmer eingerichtet. Wir waren
restlos zufrieden. Alles hätte so schön sein können, wenn die Corona
nicht auch hier Angst und Panik verbreiten würde.
Die Knappschaftsklinik
wäre mit 300 Kurgästen ausgelastet gewesen. Die Abstandsregeln erlaubten
leider nur 150 Gäste. Im kompletten Haus musste immer eine Maske
getragen werden. Die bekamen wir als Päckchen von jeweils über 25 Stück
schon am erste Tag ausgehändigt. Maskenfrei war nur unser Zimmer. In den
Fluren, in den Treppenhäusern und in den Aufzügen, beim Sport, zu jeder
Anwendung, selbst beim Arztgespräch: Nuscheln unter der Maske.
Der normale Personenaufzug durfte nur von einer Person genutzt werden.
Bärbel und ich waren ab sofort nur eine Person. Das haben wir
einfach beschlossen und unsere Ärzte und Betreuer davon in Kenntnis
gesetzt. Uns gab es ab sofort nur im Doppelpack. Das wurde akzeptiert.
Alles nur Gemeinsam.

Wie sieht es den aus mit der Luft,
fragte der Doktor:
- Gehen sie und wandern in den Bergen?. Auch noch ganz nach oben?
- Ja das geht schon, - murmelte
ich nickend unter meiner Maske. Was erzählst du da für einen Blödsinn
sagte Bärbel im nach hinein zu mir. Ich hatte kein Wort von seinen
Fragen verstanden.
Welche Wurstsorte hätten sie denn gern fragte die Küchenhilfe. Ich
verstand nur noch Bahnhof. Geben sie ihm mal 3 Scheiben von der Rotwurst
und ohne Pause erschallte es weiterhin, 2 Scheiben von dem Magerkäse,
den mit den Löchern und einen Becher Joghurt. Einen Apfel könne sie ihm
auch noch dazu packen.
Ab Morgen stehst du bei der Essensausgabe vor mir, brummte ich.
Innerhalb von wenigen Minuten wusste die komplette Klinik das ich ohne
meine Göttergattin nur ein Häufchen Elend bin. Maske und Hörgeräte geht
gar nicht.
Ganz normal - lädt man sich am Buffet seine Speisen aufs Tablett. Hier
und heute aber nicht. Corona hat die Spielregeln verändert. Man steht in
einer Schlange, im Stau. Überall Hinweise und Linien die nicht
übertreten werden sollen. Vorher die Hände desinfizieren. Quatschen
geht. Bei aber mir nicht.
Du stehst vorne. Dir gegenüber, eigentlich `ne Nette die dein Tablett in
ihren behandschuhten Händen hält. Welches Brot, welche Schnittchen,
welche Wurst und welchen Käse darf ich auflegen. Ach so ja Kaffee, mit
Milch und Zucker. Spätestens wenn sie dir das beladene Tablett übergibt
hast du die Kontrolle verloren. Wenn Bärbel hinter mir steht, dann schon
vorher. Die hält ja auch nicht den benötigten Abstand ein. Wer soll das
alles Essen denkst du noch auf den Weg zu deinem Tisch. Dort könnten
sechs Personen dran sitzen. Ich aber nur allein und mir gegenüber in 2
Meter Entfernung meine Bärbel. „Wie gesagt Bärbel steh ab sofort vor
mir“. Genützt hat es nichts. Weiterhin hörte ich undeutlich die Fragen
bei der Essen Ausgabe was darf ich ihren Mann auflegen.

Außerhalb der Kurklinik benötigten wir die Maske nicht. Wir lernten die
schönen Seiten der Insel kennen. Sie ist allemal eine Reise wert.
Unendlich weite Strandspaziergänge im Hochseeklima prägen unseren
Tagesablauf. Wenn im Sonnenschein am Strand die Wellen anrollen
möchte man sofort hinein hüpfen.

Natürlich macht Borkum im Corona Zustand weniger Spaß. Überall erschlägt
uns die Schlagzeile mit dem Hinweis: Aufgrund der aktuellen Corona -
Verordnungen des Landes
Niedersachsen ist das Heimatmuseum, der Wasserturm und viele andre
Interessante Besucherreize geschlossen.
Alles wie schon von zu Hause bekannt.

Wir machen es also im Einklang mit der Natur. In einer intakten Umwelt
werden wir abschalten ausspannen und Kraft tanken. Die schöne Landschaft
der Insel und des Wattenmeeres werden wir dann so erleben wie es in den
Prospekten und Flyern steht. Müssen dafür aber richtig ran also gut zu
Fuß sein.
Es geht auch mit dem Fahrrad. Die Gäste der Klinik erhalten bei dem
Fahrradverleih unweit der Klinik einen Rabatt. Genau das werden wir
machen. Zwei Räder wurden gebucht. Leider haben wir sie nach wenigen Metern
wieder zurückgebracht. Die beiden Stürze in Lemmer hat Bärbel noch nicht
ganz verarbeitet.
Hier ist es aber eher Ausschlaggebend, dass die Infrastruktur der Insel,
„sprich Radwege“ in einem maroden Zustand waren. Besonders der Weg am
Strand: auf den weniger als zwei Meter breiten Weg tummelten sich fas
alle Kurgäste und Urlauber der Insel. Mountainbikes, Rollatoren,
Dreiräder, Kutschräder, schnelle E-Roller und Fußgänger, einige mit
ihren angeleinten und auch freilaufenden Hunden behinderten sich
und uns.

Dann eben stramme Waden, wir laufen. Eingestimmt darauf werden wir jeden
Morgen um 6:45. Frühsport nennt sich diese Aufwärmbewegung draußen vor
dem Haus. Auf verschiedenen Plätzen tummelten sich kleine Gruppen mehr
oder weniger bestrebt mitzumachen um die vom Vorturner gezeigten
Bewegungsabläufe fehlerfrei nach zu tanzen.
Bärbel hat sich der Nordic Walking Gruppe angeschlossen Ich hatte
Sehnenzerrung und Arthrose in den Knien und war von diesem Dienst
befreit. Borkum ist die Trauminsel schlechthin. Wir wollten aber nur
doch nur noch nach Hause. Corona macht alles kaputt.

Am 16. September geht unsere Fähre und bringt uns wieder zurück. Erst
mal aufs Festland und nach entsprechender Wartezeit; einsteigen in den
Regionalzug bis nach Emden. Nach Extremen langen Laufwegen, Treppauf
Treppab: beide Aufzüge waren defekt, wurden wir noch mit einer Stunde
Wartezeit verwöhnt. Dann kam er endlich der ICE aus Norderney und wird
mit uns bis Wanne-Eickel durchrauschen. Ja logisch, wir haben für 8 Euro
zusätzlich eine Sitzgruppe mit Tischen gebucht. Da saßen natürlich schon
zwei ältere Herrschaften, so in unserem Alter. Er, ein Schalker Fan ging
schon auf die 90 zu. Beide waren noch relativ fit.
Wenige Minuten später, waren wir die lebenslustigste und fröhlichste
Runde, die dieser Zug jemals gesehen hat. Unsere Aerosole verbrüderten
sich. Wanne-Eickel war viel zu schnell erreicht. O weh, o weh, wenn hier
Corona mitgereist wäre, ja dann: gäbe es dies Zeilen sicher nicht.
Yachthafen Castrop-Rauxel
Wieder zu Hause, - wir haben eine schöne Wohnung. So schlecht ist
Castrop-Rauxel auch nicht. Einfach mal tief durch atmen „Die Luft ist
hier nicht gerade berauschend.“
Wir waren aber erst einmal unsere Maskerade los.

Wenn unsere Koffer aus Borkum hier ankommen, ist der nächste Tag
Abreisetag. So bearbeitete ich Bärbel. Ich wollte, nein ich musste nach
Lemmer. Mein Mäuschen wollte sich erst akklimatisieren wieder
hineinwachsen ins Castroper Milieu.
Am 19. September war die Kur schon vergessen. Die Corona mit Covit 19
aber nicht, sie war auch in Lemmer präsent.
Es waren noch schöne Tage die wir dort auskosten konnten. Leider hat der
Spaßfaktor, und die Lebensfreude bei uns keinen Einzug gehalten.
Lemmer ist angenehmer ohne Masken. Gezwungener maßen man geht sich aus
dem Weg und hält Abstand. Hinzu kommt die Erwartete Schließung des
Campingplatzes. Das hält der Mensch auf Dauer nicht aus. Unsere Saison
war gelaufen. Wir rüsten langsam ab. Die Temperaturen pendelten sich in
den niedrigen Bereich ein. Ebenso unsere Stimmung.
Castrop bzw. zu Hause ist es auch schön.

Eigentlich sollte das Jahr langsam und besinnlich ausklingen: Freuen auf
den Herbst, freuen auf die Vorweihnachtszeit mit besuch und viele
Trainingsstunden in der Mukkibude. Selbst Bärbel hatte wieder Spaß mit
ins Sport-Forum zu gehen. Mit Maske: wir waren es mittlerweile gewohnt
sie wieder tragen zu müssen.
Der zweite Lockdown kündigte sich an und beschränkte logischerweise
wieder unsere Freiheit. Wir haben in erwartet, die Fallzahlen
stiegen auf über 20 000. Bis Ende November sollte er nur dauern, wir
müssen sehen, abwarten, keine Besuche mehr und Abstand halten, uns nur noch mit
Maske außerhalb der Wohnung bewegen. Ohne Fitnesscenter wieder zu Hause hocken
wurde uns nahgelegt. Lockdown: dieses Wort gab es in unserem Wortschatz
bisher nicht.

So gehen wir weiterhin bei fast jedem Wetter raus aus der warme Stube
und bauen bewegungstherapeutische Elemente und physiotherapeutische
Maßnahmen in unsere selbst verordnete Rehabilitation ein.
Auf gut
Deutsch; wir turnen Draußen.
Das Schiffshebewerk ist unsere Spielwiese.
"Manchmal benutzen wir auch die Fahrräder".

Wie es weitergeht? - Wir wissen es nicht, wollen nur gesund bleiben. Es
schlägt aufs Gemüt. "Angst essen Seele auf".
In vier Wochen ist Weihnachten: schmücken uns aber schon mit dem
Gedanken, mit der Corina übers Ijsselmeer zu rauschen. Der nächste Sommer
kommt bestimmt. Mal schauen.
24.11.2020
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